ZDF WISO und Berufsunfähigkeit, eine böse Versicherung, die nicht zahlt, ein Skandal, der keiner ist und eine Reihe von Ungereimtheiten in einem kurzen Beitrag von wenigen Minuten. Vor einigen Tagen hat das ZDF in dem Magazin WISO einmal mehr das Thema Berufsunfähigkeit. Den Beitrag können Sie sich auf dem Facebook Kanal der Sendung Wiso direkt ansehen.
Schon mit der Einleitung wird recht schnell klar, wo das ZDF mit dem Tenor so hinmöchte. Auch hat man sich dazu noch “Experten” bedient und einige Beteiligte gefragt. Warum der Beitrag unlogisch ist und mehr Fragen aufwirft als Antworten hinterlässt, das schauen wir einmal genauer an.
ZDF WISO und Berufsunfähigkeit – worum geht es überhaupt?
Zunächst einmal beschreibt ZDF WISO wieder einmal einen Fall, wo die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht zahlen wollte und es am Ende dann doch musste. Es geht dabei um den Fall von Martina R. Eine Einzelhandelskauffrau, welche bei einem Discounter beschäftigt war und dort Mobbing zum Opfer fiel. Mobbing ist wohl mit eines der schlimmsten Sachen, welche einem in seinem Beruf passieren kann. Kollegen meiden sie, sie fühlt sich isoliert und nicht ernst genommen und muss sich ständig rechtfertigen. Das alles zerrt an den Nerven und kann, muss aber nicht, zu einer Berufsunfähigkeit führen. Meist ist es aber nicht das Mobbing allein, sondern vielmehr die Folgen daraus. So auch bei Martina R., hier mündeten die ständigen Angriffe in der Firma in einer Depression.
Wobei wir auch gleich bei dem nächsten Problem sind. Depressionen und auch andere psychische oder psychosomatische Erkrankungen sind schwerer zu diagnostizieren, sind meist langwieriger und führen, so beschreibt es auch das ZDF WISO, zur Berufsunfähigkeit.
Hierbei ist es auch für den Leistungsprüfer nicht einfach, schnell eine Entscheidung zu treffen, denn schnell geht bei Depression eben nicht. Es müssen Ärzte befragt werden, es müssen Gutachten besorgt werden und der Leistungsantrag gestellt werden.
Zuerst war es, laut ZDF WISO auch gar keine klare Depression, sondern es begann bei der Versicherten mit Magenschmerzen und Unwohlsein. Das allein reicht für eine Anerkennung der Berufsunfähigkeit noch nicht aus. Eine Versetzung in eine andere Filiale und damit einer Vermeidung der Berufsunfähigkeit, kam nicht in Frage, obwohl sie dieses versucht hatte.
ZDF WISO und Berufsunfähigkeit – Beratungsfehler auf den ersten Blick
Gleich zu Beginn fällt aber etwas anderes auf. Ein eklatanter Beratungsfehler oder eine bewusste Entscheidung. Die versicherte BU Rente liegt, so das ZDF WISO, bei 800 € monatlich + der Beitragsbefreiung des Vertrages.
Damit ist es eine Rente, welche in Summe unter dem liegt, was ein Hartz-IV-Anspruchsteller bekäme. Denn der Regelsatz 2021 liegt bei 446 € plus Wohnung- und Heizkosten und ebenfalls plus weiterer Kosten für Krankenversicherung und andere Ausgaben.
Mit den 800 € der hier versicherten Rente, ist es (sorry, sehr salopp) zum Sterben zu wenig, zum Leben zu viel.
Auch wenn die Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente bei solch geringen Beträgen durch die Ertragsanteilsbesteuerung nicht mehr durch Steuern gemindert wird, passiert hier am Ende doch eins. Es wird der Staat entlastet und es hilft der Kundin so gar nicht.
Warum es nur 800 € versicherte Rente sind, kann mehrere Gründe haben. Entweder
- – der Berater hat bei Abschluss einen Fehler gemacht
- – mehr Versicherungsschutz konnte oder wollte sich die Kundin nicht leisten
- – der Vertrag ist alt und wurde nie angepasst
oder ganz andere Gründe sind denkbar. Aber ganz im Ernst: Bevor Sie so einen Versicherungsschutz bezahlen bei dem klar sein muss, dass dieser im Leistungsfall nicht reicht, können Sie den auch kündigen und sich gleich auf Hartz IV verlassen. So hart das klingen mag, aber ohne die “Richtige Rentenhöhe, brauchen Sie gar keine Berufsunfähigkeitsversicherung“.
ZDF WISO und Berufsunfähigkeit – erst 4.000, dann 41.000 € Zahlung?
Auch wenn Martina Rotenburg hier meint “die Versicherung habe nur Ihre eigenen Interessen im Blick” stimmt nur bedingt. Natürlich ist es auch Aufgabe der Leistungsprüfung unberechtigte Ansprüche abzuwehren und damit den Schutz bezahlbar zu halten. Das entbindet diese keineswegs von einer sauberen und sorgfältigen Prüfung.
Dennoch ist die Darstellung des Falls unlogisch. Zuerst einmal wird beschrieben, dass es erstmal 10 Monate gedauert haben soll, bis die Versicherung (in dem Fall die Nürnberger) hier überhaupt reagiert hat.
Warum hier (bei Minute 2.45 im Video sieht man kurz einen Ausschnitt eines Schreibens), dann aber 4.000 € angeboten worden sind, bleibt unklar. Auch ist nicht geklärt, warum denn erst nach 10 Monaten hier ein Angebot kam. Leistungsprüfungen dauern aber durchaus auch einmal länger. Das hängt auch hier wieder von verschiedenen Faktoren ab und ist keineswegs immer gleich. Gründe für eine Verzögerung können sein:
- – der Leistungsantrag wird spät gestellt
- – Rückfragen zum Leistungsantrag oder Angaben zu Beruf und Tätigkeit fehlen / sind unvollständig
- – Ärzte antworten spät oder gar nicht
- – medizinisch sind abschließende Aussagen noch nicht möglich
Bei der Zahlung von den 4.000 € schweigt sich WISO leider auch aus, was dort genau angeboten worden ist. Das kann eine Individualvereinbarung gewesen sein, eine Abfindungsregel, ein rückwirkendes Anerkenntnis für einige Monate Berufsunfähigkeit oder dergleichen.
Rechnen wir dieses einmal auf die 800 € monatliche Rente herunter, würde dieses nur einer Zahlung von knapp 5 Monaten entsprechen. Das widerspricht aber dann wieder allen anderen Angaben.
Im weiteren Ablauf des Beitrages und “nach professioneller Hilfe bei der Leistung”, endet es dann anscheinend in einer Anerkennung der Berufsunfähigkeit in dem Beruf als Verkäuferin. Hier soll es dann eine Nachzahlung von 41.000 € gegeben haben. Auch hier kennen wir wieder keine Details. Unterstellen wir hier einmal 50 € monatlichen Beitrag und 800 € BU Rente, dann bedeuten diese 41.000 € eine Anerkennung der BU Rente und damit der Leistung für 47 Monate.
Warum dann hier nun plötzlich nicht mehr 10 Monate Leistungsprüfung die Dauer sein sollen, sondern nun “schnell” einmal für die letzten knapp 4 Jahre eine Berufsunfähigkeit anerkannt worden sein soll, das verrät uns WISO nicht. Hier muss es Gründe gegeben haben, die vorher in dem eigenen Leistungsantrag (der ja schon 10 Monate gedauert haben soll) nicht dargestellt worden sind. Sonst käme auch kein Leistungsprüfer auf die Idee, plötzlich das zehnfache zu leisten und dazu eine laufende Rente anzuerkennen.
Es ist nicht zu einer Klage gekommen und auch kein Gericht hat die Nürnberger hier zur Leistung verpflichtet. Nachdem sich eine “Expertin”, die den Beitrag auch schön zur Selbstdarstellung nutzt, “auf den Tisch gehauen hat”, zahlte die Nürnberger dann plötzlich?!
ZDF WISO und Berufsunfähigkeit – wie kommen Sie zur Rente?
Zuerst einmal geht es in jedem Vertrag darum, das Kleingedruckte zu kennen. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung schützt Sie vor dem finanziellen Verlust Ihrer Arbeitskraft und ist damit eine der elementarsten Versicherungen überhaupt. Daher sollten Sie ausreichend Zeit auf die Auswahl verwenden und sich professionelle Hilfe suchen.
Ich baue auch mein Haus nicht allein, weil es 1.) nicht meine Kompetenz ist und 2.) es mir viel zu unsicher wäre. So ist es auch mit der Berufsunfähigkeit. Dabei geht es schon mit der Auswahl der passenden Produkte los, danach folgen Hürden und Fallstricke bei der Antragstellung, welche sich mit professioneller Unterstützung einfach sicherer gestalten lassen.
Heutige BU Produkte bieten zudem Absicherungen bei Arbeitsunfähigkeit. Auch wenn Sie diesen Baustein nicht haben müssen, Sie sollten zumindest wissen, dass es den gibt und wie er funktioniert. Dann nämlich, wäre schon nach vier, oder sechs Monaten Geld geflossen, ganz unabhängig von der laufenden Leistungsprüfung. Hier ein Beispiel EINES Versicherers zu so einer Klausel.
Hilfe vor der Antragstellung
Lassen Sie sich durch einen Berater unterstützen. Dieser hilft Ihnen bei Fragen zur passenden Rente und bei der Auswahl der Produkte. Zu seinen Aufgaben gehört es auch, mit Ihnen gemeinsam die Gesundheitsfragen zu bearbeiten, Krankenakten zu lesen und anonyme Ausschreibungen zu nutzen. Erst mit dieser Unterstützung kommen Sie zu einem passenden BU Schutz.
In unserem Beispiel aus dem Beitrag wurde auch kein Wort darüber verloren, dass hier die Altersvorsorge nun wegfällt und sich damit das nächste, große Problem aufbaut. Von den 800 € wird Martina R. die kaum auch noch weiterführen können. Fehler Nr. 2.
Mit diesen Fragen, etwas Zeit und Interesse und einem qualifizierten Berater kommen Sie dann zu dem passenden Schutz. Aber auch dann hören die ToDos nicht auf. Denn auch ein laufender Vertrag will “überwacht” werden und angepasst. Nur wer regelmäßig (mindestens alle paar Jahre) den Schutz überprüft und anpasst, nur der wird im Fall der Fälle auch etwas davon haben.
Hilfe im Leistungsfall
Martina R. hat es allein versucht. Getreu dem Motto “kann ja nicht so schwer sein”, hat Sie die Versicherung informiert und die Leistung angemeldet. Mehr wissen wir nicht. Doch, nachdem die Kundin sich professioneller Hilfe bedient hat, kam plötzlich eine “echte BU Anerkennung” heraus. Klar kann das an der Nürnberger und “Taktik liegen”. Es kann genauso gut an unvollständigen Anträgen, nicht eingereichten Tätigkeitsbeschreibungen, fehlenden Attesten oder anderen Ungereimtheiten liegen. Denn nochmals, es gab weder eine Klage, nicht mal eine Androhung oder dergleichen. Nach Einschaltung einer “Expertin”, scheint es dann alles ganz einfach.
Wenn diese Expertin dann auch Ihre Redezeit im Beitrag genutzt hätte, um zu erklären, wo die Fehler und Fallstricke lauern und warum Sie sich helfen lassen sollten, dann wäre Ihnen als Zuschauer auch geholfen.
Einer dieser professionellen Unterstützer mit viel Erfahrung ist das Team um Stephan Kaiser und seinen “BU Expertenservice”. Gemeinsam mit Ihrem Berater, dem Makler, der mit Ihnen das Produkt ausgesucht hat, und den Profis hier, ist eine Antragstellung immer noch kein “Kinderspiel”, macht es aber für Sie deutlich einfacher. So haben Sie mehr Zeit sich auf Ihre Genesung zu konzentrieren und die “Profis machen erstmal”.
ZDF WISO und Berufsunfähigkeit – eigene Grenzen erkennen, Hilfe anbieten statt pauschalem “böse Versicherung” Tenor
Ja, wie eben bereits erwähnt. Das pauschale Bashing von Versicherern und dieses “ach, die zahlen eh nicht” bringt halt mehr Einschaltquote und Klicks. Sachliche Informationen, Fakten und Hilfestellungen bringen Ihnen als Kunde/in aber viel mehr und helfen im Ernstfall.
Daher stünde es sowohl dem ZDF, aber auch den dort genannten “Experten” besser zu Gesicht, wenn diese einfach unterstützen und Hilfe anbieten und nicht nur Beiträge als Quelle für Klicks und die eigene Profilierung nutzen würden.
Am Ende bleibt es dabei. Die Absicherung der finanziellen Folgen bei Verlust der Arbeitskraft ist eine der elementarsten Absicherungen. Was Sie tun können, habe ich im Beitrag zur Vorbereitung auf ein Beratungsgespräch bereits beschrieben. Ja, nicht nur für den Berater ist es Arbeit, auch die- oder derjenige, der einen Schutz sucht, muss “arbeiten”. Und einigen meiner Kunden macht es sogar Spaß, Bedingungen zu lesen. Schauen Sie einmal hier und auch hier.
So bereiten Sie sich auf eine Beratung zur PKV oder Berufsunfähigkeit gut vor
Ich möchte Ihnen noch die Beiträge meiner beiden Kollegen ans Herz legen.