In verschiedenen Foren, Anfragen und Anfragen wird immer wieder der (berechtigte) Wunsch geäußert, eine günstige private Krankenversicherung zu finden.
Der Wunsch ist legitim und liegt in der Natur des Menschen. Viele versuchen, die gewünschte Leistung möglichst billig zu bekommen und so möglichst viel Geld zu sparen. Oftmals wird als Argument noch angeführt: “Ich bin ja eh gesund und jung.” oder “Als Selbstständiger/ Existenzgründer kann ich mir gar nicht leisten krank zu sein.”
In der weiteren Betrachtung möchte ich daher zwischen Angestellten (die aus der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) kommen) und Selbstständigen, hier besonders Neugründern unterscheiden.
DER ANGESTELLTE:
Als freiwillig in der GKV versicherter Angestellter zahlen Sie derzeit den Höchstbeitrag. Dieser berechnet sich aus dem Produkt der Beitragsbemessungsgrenze (in 2010 mtl. 3.750€) und dem Beitragssatz der gesetzlichen Krankenkasse. Dieser beträgt derzeit 14,9%, wovon der Arbeitgeber 7% und der Arbeitnehmer 7,9% zu tragen hat. Daraus resultiert ein maximaler Beitrag von 558,75€ (AG: 262,50€, AN: 296,25€) Das ist aber nicht alles, die Beiträge zur gesetzlichen Pflegeversicherung in Höhe von 1,95% (bzw. 2,2% bei Kinderlosen) von somit maximal 82,50€ dazu.
Ein kinderloser Arbeitnehmer zahlt somit monatlich (inkl. AG Anteil und Pflegeversicherung) 641,25€ und bekommt einen maximalen Zuschuss von 298,13€.
Dieser Betrag ändert sich aber zum 1.1.2011 dadurch, dass der Beitragssatz auf 15,5% (7,3% AG, 8,2% AN). In Zahlen ausgedrückt führt dieses zu einer Mehrbelastung von 56€ monatlich.
Der Wunsch nach einer “billigen” Privaten Krankenversicherung (PKV) ist daher gerade bei jungen Arbeitnehmern sehr groß. Dabei ist diese eben nicht für jeden interessant und sollte die Familienplanung und die spätere Mitversicherung genau so bedenken, wie eine ausgewogene Kalkulation und tariflich garantierte Leistungen. Gerade hier wird es sehr schwer für den Laien den Überblick zu bekommen und zu verstehen, welche Leistungsbausteine wie große finanzielle Belastungen nach sich ziehen.
Nehmen wir als Beispiel einen Tarif, welcher Prothesen bis zu einem Betrag von 5.000€ versichert hat. Klingt doch toll- oder? Klar, es ist solange toll, wie die Kosten dieser Hilfsmittel nicht bekannt sind. Weiss der Interessent nämlich, dass ein solches Hilfsmittel schon einmal 20.000€ oder mehr kosten kann, so relativiert sich ein Betrag von 5.000€ sehr schnell und führt zu hohen, unkalkulierbaren Eigenleistungen.
Schlecht ist der Tarif deswegen allein aber sicher nicht. Er passt aber leider auf viele Personen nicht. Haben Sie genügend finanzielle Mittel, welche auch noch sofort und jederzeit verfügbar sind, so “dürfen” Sie einen solchen Tarif gern abschließen.
Hier sind wir aber schon bei “unserem” EXISTENZGRÜNDER:
Gerade diese müssen zu Beginn ihrer Selbstständigkeit besonders auf die Kosten achten. Da ist es schon entscheindend, ob der monatliche Beitrag 300 oder 400€ beträgt. Doch wenn schon diese Beträge an die finanzielle Belastungsgrenze führen, wie soll ein solcher Versicherter dann mehrere tausend Euro für Leistungslücken aufwenden können?
Bei vielen Gründern und jungen Selbstständigen ist es daher ratsam, zunächst in der GKV zu bleiben und einmal zu prüfen wie sich die Umsätze und das Einkommen entwickeln. Da diese gesetzliche Krankenkasse mit einer Frist zum Ende des übernächsten Monats kündbar ist, ist niemand gehindert später in die PKV zu wechseln.
Welche Nachteile ergeben sich dadurch:
Möglicherweise verschlechtert sich der Gesundheitszustand und ein Wechsel in die PKV ist verbaut. (Lösung kann eine Anwartschaft oder eine Zusatzversicherung mit Option sein)
Weiterhin ist ein höheres Eintrittsalter denkbar, dieses wiederum führt zu einem höheren Beitrag.
Dritter Nachteil dieses “länger in der GKV Bleibens” ist eine mögliche Nachforderung der GKV. mehr zu diesem Thema erfahren Sie in einem kommenden Blogbeitrag, welchen ich dann hier verlinken werde.
Neben dem hier gezeigten Beispiel des Hilfsmittels bergen gerade “billige” Tarife und Lockangebote in der privaten Krankenversicherung zahlreiche Leistungslücken. Teilweise auch solche, die in der gesetzlichen Kasse so nicht existieren. Daher hüten Sie sich vor vermeintlichen Schnäppchen, lassen sich ausreichend Zeit für die Entscheidung und bleiben ggf. lieber etwas länger “da wo Sie jetzt sind”.
Dann steht einem überlegten und geplantem Wechsel in Ihre, individuelle Private Krankenversicherung nichts im Wege.
Weiterführende Informationen:
Auswahlkriterien, die Ihnen bei der Suche nach der PKV helfen