Gallensteine hat jeder schon einmal als Begriff gehört, manche kennen Menschen, die sich damit schmerzhaft herumplagen müssen. Manchmal verschwinden diese von allein, in anderen Fällen ist eine OP oder eine Zertrümmerung nötig. Eines haben all die Sachen gemeinsam, es braucht eine Untersuchung des Gallenweges. Die ERCP Kosten setzen sich aus mehreren Bausteinen zusammen, welche wir uns heute hier einmal genauer anschauen.
Was ist eine ERCP?
Die Untersuchung, welche normalerweise endoskopischen retrograden Cholangiopankreatikographie (ERCP) heißt, werden die Gallenwege Untersuchung, es können Stents gesetzt werden, es können verengte Gallenwege aufgedehnt werden (dazu kommen wir gleich noch) und damit die Beschwerden des Patienten gemindert oder geheilt werden.
Mehr fachliche Infos finden Sie dazu auf den Seiten der hervorragenden Charité. Sollten Sie einmal dort hin müssen und privat versichert sein, oder Selbstzahler. Mein ganz persönlicher Tipp. Dr. Jürgensen (Charité in Mitte) oder Dr. Adler (Charité am Virchow Standort). Und noch ein Tipp. Wenn es stationär gemacht werden soll, dann nach Mitte, da finden sich auch die neuen Komfortzimmer der Charité.
Doch zurück zu der ERCP. Vereinfacht gesagt ist es vergleichbar mit einer Magenspiegelung, wobei das Endoskop weiter in den Gallengang und ggf. auch noch in den Gang zur Bauchspeicheldrüse geführt wird.
Der Eingriff wird unter Kurznarkose (meist mit Propofol) durchgeführt, da der Patient sehr ruhig liegen sollte, damit die Ergebnisse gut werden. In so einer ERCP lassen sich dann mehrere Sachen machen. So lassen sich die Gallenwege bildlich darstellen, Steine lassen sich entfernen, Stants setzen oder eben (wie auf der Rechnung hier) eine Ballondilatation durchführen. Damit lassen sich mit einem kleinen Ballon die Gallenwege (oder andere Gefäße im Körper) weiten und bleiben besser offen.
ERCP ambulant oder stationär?
Das kommt darauf an und ist medizinisch begründet. Eine ERCP lässt sich grundsätzlich auch ambulant durchführen, wenn die Rahmenbedingungen passen. Das ist oft dann der Fall, wenn es eine Vorsorge- oder Kontroll-ERCP ist, keine Aufweitung oder andere Eingriffe nötig sind. Dann können Sie morgens in die Klinik kommen und sich nach dem Aufwachen wieder abholen lassen. Autofahren dürfen Sie selbst aufgrund der Narkose nicht an dem Tag.
Wie hoch sind die ERCP Kosten?
Dabei müssen wir bedenken, dass sich die ERCP Kosten für eine stationäre Behandlung aus der Fallpauschale für den Aufenthalt, bei Bedarf den Kosten für das Einzelzimmer und den Kosten für den Eingriff selbst zusammensetzen.
Die Kosten des Eingriffs, also die privatärztlich hier bei mir von dem Oberarzt erbrachten Leistungen, werden um 25 % verringert, wenn diese im Rahmen eines stationären Aufenthaltes erbracht wurden.
Ärztliche Leistungen
In der folgenden Rechnung sehen wir also den ersten Teil der ärztlichen Leistungen. Wie die Abrechnung grundsätzlich funktioniert und wie eine Arztrechnung an Privatpatienten und Selbstzahler entsteht, das lesen Sie im Beitrag „Was darf der Arzt berechnen“ oder „Arztrechnung prüfen als Privatpatient“ gern genauer nach. Schauen wir das nun aber gern gemeinsam an. Die Seite 1 der Rechnung sieht also so aus:
Hier gut zu erkennen, es handelt sich um Abrechnungspositionen mit dem Regelhöchstsatz (2,3-fach), aber auch solche mit dem Höchstsatz. Diese Positionen zu dem 3,5-fachen Satz müssen begründet sein, der Arzt muss aber nicht vorher fragen und auch keine Honorarvereinbarung schließen.
Die Narkose, Überwachung und Sauerstoffversorgung hat in meinem Fall also knapp 60 EUR gekostet. Das ist auch der Betrag, falls sich ein Patient zum Beispiel bei einer Magen- oder Darmspiegelung (Koloskopie) für eine Narkose entscheidet, auch wenn diese medizinisch nicht notwendig ist. Werfen wir nun einen Blick auf die zweite Seite der Rechnung.
Dort sehen wir ein anderes „Phänomen“, oder vereinfacht eine Besonderheit. Die sogenannten Analogleistungen, oder analoge Abrechnung ist ein Verfahren zur ärztlichen Honorarabrechnung. Mehr dazu finden Sie im Detail auf der Webseite der Bundesärztekammer, oder auch des PKV Verbandes. Vereinfacht erklärt bedeutet dies also:
„Selbständige ärztliche Leistungen, die in das Gebührenverzeichnis nicht aufgenommen sind, können entsprechend einer nach Art, Kosten- und Zeitaufwand gleichwertigen Leistung des Gebührenverzeichnisses berechnet werden.“
KOMMENTIERUNG DER PKV ZUR GEBÜHRENORDNUNG FÜR ÄRZTE (GOÄ)
Damit wird sichergestellt, auch Behandlungen oder andere Leistungen abrechnen zu können, die es bei der Erstellung der GOÄ nicht gab oder sich verändert haben. In meiner Rechnung also etwa die Videodokumentation mit der Gebührenziffer 5298 (A).
Wer gesetzlich versichert ist und die Behandlung dennoch als Selbstzahler, wie hier bei mir, von einem bestimmten Arzt durchführen möchte, könnte erst einmal grundsätzlich auch diese Kosten selbst tragen. Aufgrund von Komplikationen, neuer Behandlung oder anderen Umständen ist es aber ein immenses Kostenrisiko, was nur mit Zusatzversicherung zur GKV abgedeckt werden sollte. Was eine solche kostet, können Sie sich hier selbst anhand eines Onlinerechners berechnen.
Minderung der Kosten bei stationärem Aufenthalt
Die Gebührenordnung für Ärzte verlangt, dass Kosten für Leistungen während eines stationären Aufenthaltes um 25 % zu kürzen sind. Hintergrund ist hier, dass dem Arzt zum Beispiel keine Aufwendungen für eigenes Personal in der Praxis entstehen, Verbrauchsmaterialien nicht anfallen oder weitere Nebenkosten geringer sind.
Belegärzte, welche eine eigene Praxis haben und unter anderem die eigenen Patienten an bestimmten Tagen operieren, tun dieses oft in einem nahegelegenen Krankenhaus. Dann sind diese nicht mehr ambulant tätig, sondern als „Belegarzt“. Diese mindern dann die ärztlichen Leistungen um 15 %, solange der Patient stationär aufgenommen ist.
(1) Bei vollstationären, teilstationären sowie vor- und nachstationären privatärztlichen Leistungen sind die nach dieser Verordnung berechneten Gebühren einschließlich der darauf entfallenden Zuschläge um 25 vom Hundert zu mindern. Abweichend davon beträgt die Minderung für Leistungen und Zuschläge nach Satz 1 von Belegärzten und anderen niedergelassenen Ärzten 15 vom Hundert. Ausgenommen von der Minderungspflicht ist der Zuschlag nach Buchstabe J in Abschnitt B V des Gebührenverzeichnisses.
§6a Abs. 1 der GOÄ
Ebendarum habe ich also für diese Rechnung nicht 717 EUR, sondern nur 538 EUR gezahlt.
Doch in diesem Fall sind die Kosten für die stationäre Unterbringung, die Pflege, das Zimmer und die Verpflegung auch noch zu zahlen. Die Rechnungen hierfür bekommen Sie als Privatversicherter meist nur auf Anfrage zu Gesicht. Meist findet die Abrechnung direkt zwischen Krankenhaus und Ihrer Versicherung statt. Durch die Klinik-Card (die Versichertenkarte) haben Sie eine Kostenübernahmegarantie. Nur wenige Versicherer weigern sich, eine solche Karte auszustellen, darunter Debeka, HUK oder LVM.
Stationäre Rechnung
Auch diese Regelung besteht aus mehreren Seiten, da unterschiedliche Positionen abzurechnen sind. Um diese geht es aber heute hier gar nicht. Vereinfacht bedeutet die stationäre Abrechnung nach Fallpauschalen Folgendes:
Je nach Diagnose gibt es eine Fallpauschale. Liegen Sie kürzer im Vergleich zum Durchschnitt, werden Abschläge vorgenommen, wie bei mir hier. Liegen Sie länger, haben weitere Diagnosen, benötigen mehr Pflege oder haben andere Vorerkrankungen, bekommt das Krankenhaus den Mehraufwand als Zuschlag vergütet.
Und hier auch noch die zweite Seite. Dort findet sich auch der Preis für das Einzelzimmer pro Nacht. Wäre ich gesetzlich versichert, so würde auch hier die Fallpauschale so anfallen. Das Einzelzimmer könnte ich auch hier als Selbstzahler allein begleichen oder mit einer Zusatzversicherung absichern.
Berücksichtigen wir nun alle Kosten, so hat der eine Tag stationär für meine
ERCP Kosten in Höhe von 2.631,51 €
verursacht. Daher ist auch gut verständlich, warum Gesellschaften auch bei gelegentlichen Bauchschmerzen, oder schon einmal vorhandenen Gallensteinen schnell einen Risikozuschlag verlangen. Mehr zu der Frage, wann und warum ein Zuschlag anfällt, in meinem Beitrag zu Risikozuschlägen.
Die ERCP ist ein hervorragendes Beispiel für die privatärztliche Behandlung. Mit der Wahlarzt-Option in der PKV oder der Zusatzversicherung ist eine gezielte Arztauswahl möglich. Dabei muss es, auch wenn der Baustein noch oft so heißt, eben nicht der Chefarzt sein.
Wie in meinem Fall ist der Oberarzt Jürgensen ein sehr erfahrener Behandler und macht unzählige ERCP Untersuchungen. Da es viel Erfahrung bedarf, um eine Entzündung oder andere Folgen zu vermeiden. Klar kann es auch einem erfahrenen Behandler passieren, ich bin aber beruhigter, wenn ein Arzt das schon tausendmal gemacht hat und nicht nur einmal im Jahr. Darum bin ich unter anderem auch in der Charité und nicht auf Rügen zu so etwas im Krankenhaus.