Wer in meiner Branche arbeitet- und JA ich mache das wirklich gern- der ist einiges gewohnt. Gewohnt unter anderem auch Rankings, Ratings, Tests von selbsternannten Expertenzeitschriften oder Verbraucherschützern, vor denen mancher Verbraucher besser geschützt werden sollte. Doch was bringen all diese Tests und Auswertungen dem Kunden und warum gibt es diese überhaupt?
Wie entstehen solche Tests und warum?
Klar, in den meisten Fällen steckt ein “Auftraggeber” dahinter. So will der Chefredakteur oder Verleger eines Magazins seine Auflage steigern und überlegt sich einen Test. Gerade in Zeiten wo Kranken-/ Pflege oder Berufsunfähigkeitsversicherungen in aller Munde sind, da muss man doch auch dabei sein. Schön und auflagesteigernd ist das, wenn auf dem Titelblatt wieder etwas von “Die Besten 10 Anbieter für Ihren BU Schutz” oder etwas ähnliches prangt.
Bei Testern die den Endverbraucher als Zielgruppe haben, ist es also meist die Auflage oder die Steigerung von Nachfrage nach einer Beratung oder einer Analyse, was solchen Anbieter dazu bewegt einen Test aufzulegen. Wer hingegen den Vermittler selbst als “Zielgruppe” im Visier hat, der erhebt solche Tests und Ratings aus anderen Gründen- So kann man doch dann seine Ergebnisse als Studie verkaufen oder ein Sigel bzw. das Testergebnis dem Versicherer zu Werbezwecken zur Verfügung stellen.
Einige Beispiele und belegte Kritik an Zeitschriftentests finden Sie in den folgenden Blogbeiträgen:
Finanztest und die Halbwahrheiten zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Focus Money PKV Test – und mal wieder im Tal der Ahnungslosen
Der Wirtschaftswoche PKV Test – Warum darf jeder jeden Unsinn schreiben?
und warum es nicht viel bringt:
Ratings und Test – eine echte Hilfe bei der Auswahl der passenden Privaten Krankenversicherung?
Test gut- Anbieter verwenden, Test schlecht- “Alles Unsinn” ?!
Und da sind wir auch schon bei dem eigentlichen Problem der ganzen Sache. Hat der eigene Tarif gut abgeschnitten in einem solchen Test, so sind die Versicherer mit den Marketingabteilungen die ersten, welche dieses verwenden. Orgaleiter und Maklerbetreuer übertreffen sich damit, wer wohl zuerst seien Vertriebspartnern die frohe Kunden mitteilt.
Klar, man hat ja gut abgeschnitten und schließlich kann man dieses werbewirksam einsetzen. Da werden die Homepages mit Werbesiegeln, Testergebnissen und Rankings vollgepflastert, ohne auch nur weiter darüber nachzudenken, schließlich war man gut.
Wem das nicht reicht, der bestellt sich z. Bsp. bei der Finanztest gleich einen kompletten Sonderdruck und kann diesen dann unternehmensintern oder für Kunden verwenden und zeigen wie gut er war.
Aber wehe man war schlecht im Test, dann war der Tester schlecht, die Kriterien falsch ausgewählt und man schimpft lauthals über den, den man im letzten Monat noch gelobt hat (da war man ja gut getestet worden) und dessen Siegel vielleicht noch auf der Homepage prangt.
Sind Maklers Lieblinge nun anders?
Neben den Tests wie oben beschrieben, da gibt es nun auch noch die Ergebnisse der Umfragen unter Vermittlern und Maklern. Hier werden ganze Heerscharen von Callcentern beschäftigt, Onlineumfragen geführt um so die “beliebtesten Anbieter aus Maklersicht” zu finden.
Eine solche Umfrage erreichte mich in den letzten Tagen dann auch mal wieder. Da werde ich gebeten, doch in den nächsten 10-15 Minuten mal zu bewerten, welche Anbieter mir am besten Gefallen. Es geht um Fragen des Service, der Erreichbarkeit, der Produkte und so weiter. Und das beste daran… wenn ich denn mitmache nehme ich auch gleich noch an einer Verlosung eines Urlaubs teil und kann- hoffentlich bin ich der 20. Teilnehmer oder 40. etc.- noch ein paar Funktionssocken gewinnen. Entschuldigung, aber GEHTS NOCH?
Was bringt diese Auswertung und wem?
Keinem und ich will auch versuchen zu erklären warum. Am Ende ergibt sich eine Liste mit Anbietern, wie zum Beispiel auch die zum gleichen Thema aus 2012. (Die beliebtesten BU- und private Vorsorge Anbieter … – AssCompact) Hier werden Anbieter aus dem Bereich der Berufsunfähigkeitsversicherung (oder eben jeder anderen Sparte) aufgelistet, die der Makler für gut, richtig und wichtig empfunden hat. Warum er das tat, ob es auf Service, gute Bedingungen, billige Prämien, hohe Vergütung oder einen tollen Maklerbetreuer hinauslief, das weiss man am Ende nicht.
Zudem gibt es einen “besten Schutz” oder “den besten Schutz” in der Regel eh nicht. Es ist sehr viel und sehr stark davon abhängig, welche Anforderungen der einzelne Kunden an seinen jeweiligen Versicherungsschutz stellt und welche Kriterien erfüllt sein müssen. Das ist nicht nur bei der Krankenversicherung so, auch bei BU Absicherungen, Pflege oder Vorsorge und auch bei allen anderen Sparten. Selbst eine Autoversicherung ist heute so unterschiedlich, das es die guten oder schlechten nicht gibt, nur die passenden.
Was können Sie als Verbraucher tun?
Zunächst sich selbst einen großen Gefallen tun und diesen ganzen Test, Rating und Ranking-Unsinn vergessen und sich mit Hilfe eines kompetenten Beraters darüber informieren, welche Leistungen und Kriterien der von Ihnen gewünschte Schutz erfüllen muss. Das ist nicht mit wenigen Fragen zu klären, sondern erfordert mehrere Gespräche, Analysen und das “Auseinandersetzen” mit den Bedingungen. Die folgenden Links zu Auswahlkriterien liefern einen ersten Ansatz und geben Ihnen Fragen an die Hand, mit denen Sie sich im Laufe der Beratung auseinandersetzen sollten.
Auswahlkriterien und Kriterienfragebogen zur Priv. Krankenvers. (ausfüllbar)
Auswahlkriterien BU und Kriterienfragebogen zur Berufsunfähigkeitsabsicherung
Eine vollständige und abschließende Aufzählung ist auch das nicht, denn die gibt es gar nicht. Hier kommen eine Reihe von weiteren Fragen und Punkten dazu, welche auch noch bedacht werden müssen. Eine Beratung ist daher unumgänglich und die Anforderung “Ich will einen Versicherer der kulant ist”, ist auch eher kontraproduktiv bei der Auswahl.
Wer sich weitere dieser “Lieblinge” anschauen will, gern hier:
Maklers Lieblinge 2013, Versicherungsmagazin
Maklers Lieblinge. procontra
Versicherungsbote über “Maklers Lieblinge”
Fazit
Generell mag ich die Zeitschrift Asscompact, welche auch die oben abgebildete Umfrage veranstaltet, da diese immer wieder auf Veränderungen im Markt, neue Produkte etc. hinweist und regelmäßig erscheint und bei dem sich schnell verändernden Markt ist es schwer genug, einen Überblick zu behalten. Dennoch habe ich mit solchen Umfragen und Test, die es ja an vielen Stellen gibt, ein Problem, da diese die Auswahl bei einigen “Kollegen” durchaus einschränken und so entstehen “windige Vergleichsportale” die auch noch damit werben die Testsieger zu vergleichen und diese bevorzugt anzubieten.