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Umdeckungen in der Privaten Krankenversicherung durch die Impuls Finanzmanagement AG an den (Großaktionär) Hanse Merkur – ein Schelm wer Böses dabei denkt

UPDATE siehe unten.

Umdeckungen, also die Kündigung einer bestehenden Privaten Krankenversicherung und der gleichzeitige Neuabschluss sind vorteilhaft… für den Vermittler. Für den Versicherten hingegen sind diese oftmals nachteilig, besonderes dann wenn der Versicherungsschutz sich verschlechtert. Dennoch gab es in der Vergangenheit Vertriebe und Berater, die mit dieser “Umdeckung” regelmäßig “viel Geld” verdient haben.

Im April diesen Jahres ist die gesetzliche Deckelung der Provisionen in der Krankenversicherung in Kraft getreten, mit dieser wurde auch eine 5-jährige Stornohaftung eingeführt. Wer nun einen Krankenversicherungsvertrag vermittelt, der bekommt seine Courtage/ Provision zwar gleich, muss diese aber (anteilig) zurückzahlen, falls dieser wieder gekündigt / umgedeckt wird. Was früher nur für das 1. Jahr galt und dann zu “fröhlichem Umdecken” führte, soll durch die 5-Jahresfrist verhindert werden. Für alle Anträge die vor dem 1. 4. 2012 angenommen und policiert wurden, für diese gilt noch die alte Regelung.

Nun liegen mir von Kunden und einem Kollegen übermittelt, mehrere Fälle vor, die alle eine gleiche Tendenz zeigen. Ich will und werde hier aufgrund einiger Fälle sicher keine Masche unterstellen, aber einen Beigeschmack hat es schon. Was ist genau passiert?

Die Fälle:

Vor einigen Jahren (einmal 2009, 2010 und 2011) wurden durch die Impuls Finanzmanagement AG eine private Krankenversicherung nach dem Tarif ESPRIT M beim Deutschen Ring Krankenversicherung vermittelt. Nachdem der Kunde (hoffentlich) aufgeklärt wurde welche Leistungen der Tarif enthält und welche eben nicht, hat dieser sich mit seinem Berater für einen solchen Tarif und die darin enthaltenen Leistungen entschieden. Dagegen ist absolut nicht einzuwenden, doch was passierte jetzt?

Die damaligen Vertreter (die den ehemaligen Abschluss gemacht hatten) rief jeweils die Kunden an und teilte diesem mit “wie haben jetzt was besseres und billigeres für Sie, wir wechseln mit Ihnen die PKV vom Deutschen Ring Esprit zur Hanse Merkur in den Tarif KVE. Auf die Frage des Kunden warum dieses nötig sei, folgte die Antwort “da ist das alles besser”. Ist denn der Tarif nach dem Wechsel wirklich besser?

Während der Esprit Tarif keinerlei Arztbindung hat, wird der Kunde nun bei der Hanse Merkur in einen Primärarzttarif, mit den damit verbundenen Einschränkungen gesteckt. Auch in den Bereichen der Auslandsgeltung (die sicher nicht jeder braucht), bei der Arztwahl, bei Fragen der ärztlichen Honorare, der Psychotherapie oder auch den Versorgungen und Kostenerstattungen in gemischten Anstalten kommt es zu teils drastischen Verschlechterungen.

Auch in sehr kostenintensiven Bereichen welche die Hilfsmittel betreffen, kommt es zu sehr bedeutenden Einschänkungen. Dazu einmal ein Einblick in die unterschiedlichen Bedingungen. Im Esprit Tarif heisst es dazu:

f) orthopädische Schuhe bis 325,– EUR Rechnungsbetrag pro Kalenderjahr

g)folgende Hilfsmittel (einschließlich Reparaturen), die ab einemRechnungsbetrag von 950,– EUR einer vorherigen Leistungszusage* bedürfen:

– Hör- und Sprechgeräte (Batterien für Hörgeräte sind nicht mitversichert),

– Bandagen, Einlagen, Bruchbänder, Gummistrümpfe, Leibbinden, Gipsschalen,

– Katheter, Stomaversorgungsartikel,

Körperersatzstücke und Prothesen (z. B. künstliche Augen, künstliche Gliedmaßen),

– Blindenhund (Anschaffung, Ausbildung),

– Geh- und Stützapparate,

– Krankenfahrstühle.

h) folgende Hilfsmittel(einschließlich Wartung und Reparatur), die auch bei medizinischer Notwendigkeit der vorherigen Leistungszusage* bedürfen:

– Blutzuckermessgeräte,

– Sauerstoffgeräte und Sauerstoffkonzentratoren,

– Schlafapnoegeräte,

– Atmungs- und Herzüberwachungsmonitore,

lebenserhaltende Hilfsmittel (z. B. Heimdialysegeräte, Beatmungsgeräte, Ernährungspumpen).

*Wurde keine vorherige Leistungszusage vom Deutschen Ring eingeholt,werden die Kosten übernommen, die in gleicher Qualität und Ausführungim Rahmen einer möglichen alternativen und kostengünstigerenVersorgungsform (Miete, Leasing, Kauf) oder bei Bezug des Hilfsmittels über einen Kooperationspartner des Deutschen Rings angefallen wären.

Erstattungsfähig gemäß Ziffer 1.1 sind darüber hinaus die Kosten für

k) teilstationäre Dialysebehandlungen sowie die Sachkosten für Heimdialyse.

Hierbei handelt es sich um einen geschlossenen Hilfsmittelkatalog, mit offenen Formulierungen z.Bsp. im Bereich der lebenserhaltenen Hilfsmittel. Doch was genau steht im neuen Tarif? Dazu hilft uns auch hier ein Blick in die Bedingungen weiter. Da heißt es im KVE:

1.4 Hilfsmittel zu 90%

Als Hilfsmittel gelten ausschließlich:

Bandagen; die aus medizinischenFachgeschäften bezogenen Bruchbänder, Leibbinden und Gummistrümpfe,orthopädischen Rumpf-, Arm- und Beinstützapparate, orthopädischenSchuhe, Einlagen und Schuhzurichtungen; Orthesen und Prothesen, jeweils in funktionaler Standardausführung; Heimdialysegeräte und Krankenfahrstühle. Hör- und Sprechhilfen sind bis zu einem Rechnungsbetrag von 1.000 EUR je Versicherungsfall erstattungsfähig.

Erstattungsfähig sind auch die Kosten für das Ausleihen und die Reparatur dieser Hilfsmittel.

Sauerstoffkonzentratoren, Flüssigsauerstoff, Herz- und Atemmonitore sowie Pulsoxymeter für Säuglinge werden bei bestehender medizinischer Notwendigkeit vom Versicherer zur Verfügung gestellt.

Selbst der Laie mag hier erkennen, welche Unterschiede vorhanden sind und welche Lösung die bessere ist. Es ist nicht nur “ein bisschen bedenklich”, sondern schon fahrlässig solch einen Wechsel zu vollziehen. Doch natürlich hat es auch was positives, der neue Tarif enthielt den Baustein PS2, welcher nun für die Wahlleistung stationär und das Zweibettzimmer leisten soll.

Zudem ist noch zu berücksichtigen: Bei einem Wechsel beginnen Fristen zur Anzeigepflichtverletzungen, Summenbegrenzungen bei den Zahnleistungen und auch andere laufzeitbezogene Beschränkungen erneut. Hoffentlich hat der Vermittler darüber aufgeklärt.

Ist der Kunde  nicht selbst schuld, wenn er sich “bequatschen lässt”?

Natürlich trifft auch den Kunden eine Mitschuld. Klar ist er derjenige, der die Bedingungen lesen soll und muss und auch er mitdenken muss und nicht dem Berater blind vertrauen. Doch wenn schon zu Beginn ein Tarif abgeschlossen wurde, der eine solide Grundversorgung sicherstellte, warum muss jetzt gewechselt werden? Ach stimmt, es gibt ja neue Courtage und die alte ist auch schon verdient, wenn der Kunde schon mind. 1 Jahr versichert war. Ein Schelm wer Böses dabei denkt.

Wer ist die Impuls Finanzmanagement AG?

Laut Registrierung im Vermittlerregister handelt es sich um einen Makler. Dieser ist unter anderem mit seinen Vertriebsmitarbeitern in der Beratung zur Privaten Krankenversicherung “unterwegs”. Makler sind per Gesetz unabhängige Sachwalter ihrer Kunden und denen verpflichtet. Doch schauen wir einmal in den Bundesanzeiger oder auf die Website der Impuls AG, so finden wir folgendes:

Also gut, Beteiligungen von Versicherern an Vertrieben sind nun nicht so ungewöhnlich, so ist die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) in einem Versichererkonzern eingegliedert, auch die Beteiligungen zwischen SwissLife und dem AWD sind nicht unverborgen geblieben. Doch wie hoch ist denn dieses “von mehr als 10%” bei der Impuls? Dazu bringt uns ein Blick in den Bundesanzeiger weiter. Dort steht im Geschäftsbericht 2010 folgendes:

7. Wichtige Vorgänge des Geschäftsjahres

2010 wurde eine Eigenkapitalerhöhung durch Ausgabe neuer Anteile durchgeführt. Die dadurch generierten Mittel wurden im Wesentlichen zur Darlehenstilgung und für Investitionen in langfristige Finanzanlagen verwendet. Die neuen Anteile wurden vollumfänglich von der HanseMerkur Holding AG gezeichnet. Das finanzielle Engagement der HanseMerkur Holding AG ermöglicht es, das Wachstum und damit die Zukunft der impuls Finanzmanagement AG auf ein stabiles Fundament zu stellen. Dadurch soll die Marktführerschaft im Bereich der privaten Krankenversicherung weiter ausgebaut werden. Zusätzlich wird das Geschäft mit den Personenversicherungen deutlich ausgeweitet werden. Darüber hinaus wurden die eigenen Anteile der impuls Finanzmanagement AG an die HanseMerkur Holding AG veräußert. Zusammen mit den im Rahmen der Kapitalerhöhung gezeichneten Anteilen hält die HanseMerkur Holding AG damit 50 % der Anteile an der impuls Finanzmanagement AG.

Was können Sie tun?

Egal ob Sie nun Kunde von Impuls sind, einem anderen Vermittler ihr Vertrauen geschenkt haben, prüfen Sie immer die Vor- und besonders die Nachteile des neuen Tarifs. Aussagen wie “alles besser”, “alles billiger” sollten Sie kritisch hinterfragen und ihren Vermittler auffordern, verbindlich Stellung zu nehmen.

“Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie haben mir einen Wechsel meiner bestehenden Privaten Krankenversicherung empfohlen, vielen Dank für die Beratung und die Unterlagen. Da für mich als Laie sehr schwer nachvollziehbar ist wo die Tarife sich im Detail unterscheiden, bitte ich um eine Auflistung der Unterschiede, insbesondere der Nachteile des neuen Tarifs.

Bitte stellen Sie die Tarifleistungen des alten Tarifs (Gesellschaft, Tarif) zum neuen (Gesellschaft, Tarif) gegenüber und informieren mich bitte über die Punkte besonders, wo sich eine Verschlechterung ergibt und nennen mir die Fundstellen in den Bedingungen. Ebenfalls senden Sie mir bitte- falls noch nicht geschehen- die entsprechenden Versicherungsbedingungen. Vielen Dank!”

Nachdem Sie diese Unterlagen bekommen haben, können Sie die Nachteile genau vergleichen und selbst entscheiden, ob Sie einen solchen Wechsel in Kauf nehmen möchten.

Weitere Informationen:

Leitfaden zur Privaten Krankenversicherung

Auswahlkriterien zur PKV

Versicherungsbedingungen einiger Unternehmen

**** UPDATE  ****

Ich habe dazu beide Versicherer (am 2.11.) und auch die Impuls AG (am 7.11.) befragt und um Stellungnahme gebeten. Der Deutsche Ring/ Signal Iduna hat durch ihre Presseabteilung geantwortet und mitgeteilt:

Sehr geehrter Herr Hennig,

wir können Ihre Ausführungen nur unterstützen. Auch aus unserer Sicht ist es nachteilig für Kunden der Deutscher Ring Krankenversicherung, aus dem beitragsstabilen und mehrfach ausgezeichneten Tarif Esprit unter Hinnahme von Leistungsverschlechterungen und Verlusten bei der Alterungsrückstellung sowie erneuter Gesundheitsprüfung und laufzeitbezogener Beschränkungen zu wechseln.

Beste Grüße aus Dortmund

Eine Antwort der Hanse Merkur Versicherung liegt heute (6. 11.) noch nicht vor. Der Vorstand der Impuls AG hat bereits einen Tag nach der Anfrage geantwortet und mitgeteilt, ich möge doch einmal die Kundendaten der “Fälle mitteilen”, damit man dieses nachvollziehen kann. Das geht natürlich nicht, hier meine Antwort:

Sehr geehrter Hr. …,

danke für das Schreiben, welches uns leider nicht weiter bringt. Wie sie wissen kann und darf ih Kundendaten nicht weitergeben. Jedoch sollte es für Impuls einfach sein zu recherchieren, da eine stichprobenartige Überprüfung der Anträge an die Hanse Merkur problemlos machbar sein sollte. Wenn hier noch die im Antrag gegebenen Angaben zur Vorversicherung gegengeprüft werden, sind schnell die besagten Fälle filterbar.

Auch der Versicherer kann bekanntlich eine solche Selektion anhand der Bescheinigung zur Folgeversicherung führen. Daher bitte ich um kurze Aussage, ob ich noch mit einer Beantwortung meiner Anfrage rechnen kann. Danke

 

6 Kommentare

  1. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Dann bin ich auch Schelm, lieber Kollege 🙂
    Zumal es den Tarif KVE der Hanse ja auch schon im letzten Jahr gab. Wenn dieser denn nun so viel besser und billiger ist, warum haben die Impulsler ihn ihren Kunden nicht schon damals angeboten? Krasse Falschberatung? Oder er ist gar nicht besser, dann ist es jetzt eine Falschberatung. Man kann den betroffenen Kunden nur raten den Vermittler zu wechseln.

  2. Exzellenter Artikel! Wäre es nicht mal interessant, eine Art Schwarzbuch zu eröffnen, wo fragwürdige Geschäftspraktiken der Versicherer zentral gesammelt werden?

  3. ob die Versicherer oder die Vertriebe “schuld” sind, ist eine eine Frage wer eher da war.. die Henne oder das Ei.
    Solange man einem Kunden nicht das Prinzip eine PKV verdeutlicht hat, denkt dieser natürlich es sei einfach zu wechseln (analaog einer Hausratvers.) Erst letzte Woche traf ich einen Kunden der innerhalb von 10 Jahren die 5 PKV hatte. Axa, Deutscher Ring, Central und dann die Hanse. Alles derselbe (schlechte) Makler. Natürlich waren die neuen Versicherer immer “besser” und billiger. Bemetrkenswert vor allem bei der Hanse im Tarif KVE ohne jeglichen Zusatzbaustein. Derweil darf sich der mangelhaft beratene Kunde um einen Basistarif bemühen, da der letzte Versicherer sich aufgrund der Diskrepanz vom tatsächlichen Gesundheitszustand zu den Antragsfragen, zu einem Rücktritt genötigt fühlte.

    Spannend finde ich auch die Datenschutzerklärung von Impuls. Der Interessent möchte einen “simplen” Vergleich und willigt mit einem kleinen Klick gleich mal in eine Bonitätsprüfung ein:

    6. Bonitätsprüfung

    Sie willigen hiermit ein, dass wir zum Zwecke der Bonitätsprüfung Ihre personenbezogenen Daten vor Vertragsabschluss an die nachstehenden Auskunfteien übermitteln und Auskünfte über Sie von folgenden Auskunfteien einholen dürfen:

    – SCHUFA Holding AG, Kormoranweg 5, 65201 Wiesbaden
    und
    – InFoScore Consumer Data GmbH, Rheinstraße 99, 76532 Baden-Baden

  4. Lieber Kollege,

    ich verkaufe seit vielen Jahren auch sehr erfolgreich private Krankenversicherungen. Die Hanse Merkur mit Ihren neuen Tarifen sind fuer mich mehr als fragwürdig genauso wie diejenigen die solche Tarife nur als Habgier verkaufen und hier mit der Gesundheit anderen Menschen Geld verdienen wollen. Der Tarif Esprit M hat ein hervorragendes Preis- Leistungsverhältnis. Ich wurde hier den Vermittler auf Falschberatung anzeigen.

  5. Hervorragender Beitrag, lieber Kollege ,
    der mal wieder aufdeckt, warum sich alles auf die PKV
    Eingeschossen hat.
    Die Branche ist leider dank solcher Auswüchse selber Schuld am negativ besetzten Image.
    Hier hilft nur rigorose Aufklärung.

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