Datenschutz, spätestens seit dem Namen Edward Snowden auch dem letzten Bürger ein Begriff. Die Versicherer sind natürlich hiervon in besonderem Maße betroffen, denn hier liegen sehr persönliche Daten, Angaben zu Einkommen, Gesundheit und der Vorgeschickte der Kunden. Keiner möchte das diese Daten “irgendwo im Netz” herumfliegen und in die falschen Hände gelangen.
Weder der Makler, noch der Versicherer werden daher leichtfertig mit den Daten umgehen. Das es aber auch zu Auswüchsen kommen kann, die so vielleicht nicht beabsichtigt waren, das zeigt mein Erlebnis mit der Condor Lebensversicherung vom gestrigen Tage.
Dazu eine kleine Vorabinformation. Wer seinen Versicherungsschutz für eine Berufsunfähigkeit beantragen möchte, der tut dieses meist nicht direkt. Nicht direkt deshalb, weil Vorerkrankungen eine entscheidende Rolle spielen, weil es nicht sinnvoll ist abgelehnte Anträge in der “Datei” zu haben und auch deshalb, weil wir für unseren Kunden gern vorher wissen möchten, welche Risikoeinstufung er bekommt.
Daher nutzen wir- wie viele Kollegen- den Weg der anonymen Voranfrage. Dort wird dem Versicherer nur das Geburtsdatum (das ist gerade bei bestimmten Erkrankungen wichtig, die sich mit dem Alter verändern) mitgeteilt und zudem der anonymisierte Gesundheitszustand.
Die Condor nimmt es sehr genau, zu genau
Genau wie oben auf dem Bild beschreiben, genau so mache ich es seit Jahren und es funktioniert erfolgreich. Die Condor gehört zu den wenigen Unternehmen, welche in der Vergangenheit immer wieder erklärt haben, anonyme Voranfragen würde man nicht bearbeiten. Aus Sicht der Versicherer ist diese Haltung auch verständlich, werden doch manche “Kollegen” kreativ und basteln so lange an den Gesundheitsfragen herum, bis die Einschätzung passt- mit fatalen Folgen.
Nun, in unserem Fall wollte ich aber gar keine Gesundheitsdaten übermitteln, sondern nur eine Einschätzung der Berufsgruppe.
Daher: Hinsetzen, festhalten und nicht gleich los lachen. Ein Theaterstück in mehreren Akten:
Akt 1:
Mein Interessent zur Absicherung der Berufsunfähigkeit hat ein etwas komplexeres Berufsbild, daher überlegen wir noch in welcher Berufsgruppe die Unternehmen ihn einstufen. Gerade diese Einstufung ist wichtig, denn entscheidet diese doch über die Prämie. Um sicher zu gehen, schicke ich ihn auf meine Homepage und bitte ihn, eine Tätigkeitsbeschreibung auszufüllen.
Der Kunde macht das extrem sorgfältig und schreibt noch auf, was er in einer Woche so tut. Recht ausführlich, wie so’n Stundenplan eben. Damit ist dem Versicherer vorher und in aller Deutlichkeit bekannt, welche Ausbildung der Kunde hat, was er beruflich tut und welcher Art die typischen Tätigkeiten sind.
Akt 2:
Ich schicke es so (also die Mail des Kunden und den ausgefüllten Fragebogen) an die Condor, weil 1. nix zu verbergen, 2. nur die Anfrage “In welche BG muss ein Kunde mit beiliegender Tätigkeitsbeschreibung” und warte nun auf die Einschätzung. Gesundheitsangaben enthielt diese Anfrage nicht, warum auch, denn diese wollen wir ja erst dann aufbereiten, wenn die Berufsgruppe klar ist und damit auch grob feststeht, welche Prämien anfallen. Solche Einstufungen sind nicht ungewöhnlich und lassen sich bei den meisten Unternehmen gar telefonisch stellen. Da die Tätigkeit hier komplexer ist und wir unterschiedliche Tätigkeitsgebiete haben (aufsichtsführend, mitarbeitend, leitend) wollen wir auf Nummer sicher gehen. Die Originalmail des Kunden, in welchem er den Fragebogen übersandte und daher auch der Name des Kunden waren ersichtlich. Das ist m.E. nicht schlimm und erforderlich, um diese wieder zuordnen zu können, habe ja nicht nur eine Mail am Tag.
Akt 3:
Die Condor antwortet recht schnell, jedoch mit einer Antwort wo ich noch nicht weiss ob ich lachen oder weinen soll.
Dazu muss noch gesagt werden, Tage zuvor wollte man noch keine anonymen Anfragen. Das Muster was dort angesprochen wurde, ist das hier: Condor BDSG Formular. Natürlich unterschreibt der Kunde das, gar keine Frage und auch kein Problem, sobald persönliche Daten zum Gesundheitszustand übermittelt werden. Jedoch bei einer Anfrage nach dem Motto “Kunde mit folgenden Tätigkeiten… in welche Berufsgruppe würden Sie den Kunden einstufen?”?
Ich finde… man nennt es Geschäftsverhinderungspolitik. Auch wäre es einfach gewesen zu antworten und mitzuteilen man habe die Anfrage gelöscht, aber die Berufsgruppe wäre in einem ähnlichen Fall folgende… oder sonst eine entsprechende Information. Hier zu sagen: “ach ne, machen wir nicht, frag mal wieder neu an” ist nicht nur unsinnig, sondern macht allen Beteiligten mehr Arbeit als nötig, als hätten wir nicht genug Bürokratie.
Zum Glück ist die Condor nicht mehr allein mit dem Merkmal “BU Rente bei Arbeitslosigkeit“. Früher gab es nur diese und keine Alternative, aktuell haben wir durchaus mehr Unternehmen die auch bei länger anhaltender Arbeitsunfähigkeit schon eine Leistung erbringen. Also liebe Condor, diese Anfrage bekommt ihr nun nochmals anonym, für die Zukunft ist es eine Überlegung, ob der Kunde und wir so mit Euch arbeiten wollen.
Abschließend noch ein Hinweis: Natürlich sähe eine solche Anfrage ganz anders aus, wenn diese Daten zum Gesundheitszustand des Kunden enthielte, dann wäre diese natürlich anonym.