In der Vergangenheit habe ich schon über viele eigene oder die Rechnungen von Kunden geschrieben und daraus eine Serie #waskoststeigentlich hier im Blog gemacht. Gerade für Kunden, die aus der gesetzlichen in die private Krankenversicherung wechseln, ist es wichtig zu wissen, was einzelne medizinische Leistungen kosten. Heute schauen wir uns die Nierensteine, Kosten der Entfernung an. Aufgrund der Größe musste mein Stein entfernt werden. Auch wenn ich auf diese Erfahrung gern verzichtet hätte, bietet diese Kostenaufstellung doch eine gute Übersicht darüber, was Selbstzahler oder Privatversicherte erwarten können.
Daneben entsteht auch ein gutes Gefühl dafür, warum Versicherer in der Antragsprüfung einen Risikozuschlag bei Nierensteinen erheben (müssen).
Nierensteine gehören zu den Volkskrankheiten und zu denen – so sagt man und kann ich auch aus erster Hand bestätigen – schlimmsten Schmerzen, welche ich mir vorstellen kann. Wer meine anderen Krankheitsdiagnosen und Geschichten kennt, weiß, ich kann das gut beurteilen. Mehr dazu in den anderen #waskoststeigentlich Beiträgen meiner Serie. Doch zurück zum Thema.
Nierensteine, Kosten gut geschätzt?
Was tippen Sie? Welche Kosten entstehen vom Auftreten starker Schmerzen über Operation und Schmerzfreiheit? (Kleiner Tipp: Enthalten sind hier einmal drei und ein weiteres Mal eine Nacht stationär im Dezember und Januar)
[ ] ca.3.000€? [ ] ca.5.000€ [ ] ca. 8.000€ [ ] ca. 11.000€
Um die Kosten besser zu verstehen, lasse ich Sie ein wenig an meinem Leidensweg teilhaben. Los ging es, wie kann es anders sein, vor einem geplanten Flug mit meinem Sohn. Wir wollten ins weihnachtliche New York, hatten schon gepackt und uns bereits ein schönes Reiseprogramm überlegt.
Nachts um drei wurde ich wach, konnte mich vor Schmerzen kaum bewegen und krabbelte mehr, als ich vom Bett ins Bad und ins Wohnzimmer ging. Dort angekommen, dachte ich an Rückenschmerzen, einen eingeklemmten Nerv oder dergleichen und nahm etwas gegen die Schmerzen. Blöd, dass mein iPhone im Schlafzimmer lag, mein Sohn in seinem Zimmer schlief und ich nicht mehr zurückkam mit meinen Schmerzen. Nach zwei Stunden wurde er zufällig wach und schaute in mein schmerzverzerrtes Gesicht, denkend, er hatte einen Traum. Schnell war klar, er ist meine Rettung. Sprichwörtlich. Also die 112 angerufen. Der Mitarbeiter der Leitstelle schien schnell geschaltet zu haben und schickte nach der Schilderung meines Sohnes den Notarzt gleich mit.
Nach weiteren acht Minuten klingelte es, endlich Rettung. Kurze Diagnose und die Frage, ob es Rücken, Nieren oder meine bekannte Erkrankung der Gallenwege sind. Aber dann gab es flugs einmal Morphin. Blöd nur, half rein gar nicht. Also eingesackt, etwas, was anderes gespritzt und in den RTW und ins, nur 500 m entfernte Sana Krankenhaus Rügen.
655 € für den Notarzt und 980 € für den Rettungswagen. [stellen Sie sich das Klingeln einer Kasse jetzt in Ihrem Ohr vor]
In der Notaufnahme folgte schnell etwas Diagnostik und ein Tropf mit dem „guten Zeug“. Endlich weniger Schmerzen. Nach einer Sonografie der Nieren und „da ist nichts zu sehen“, ging es vier Stunden später nach Hause, dazu die Diagnosen „V.a. K85.90, M54.4 R, R10.4“
183 € sollten am Ende auf der später zugesandten Rechnung stehen.
Mit Schmerzmitteln, gutem Willen, das Weihnachtsfest schmerzfrei zu verbringen und Medikamenten blieb ich drei Tage auf der Couch und hatte das Gefühl, es wird etwas besser. Langsam, aber es wird, dachte ich.
58,01 € für ein paar Medikamente
Gut, dass ich fortan mein Telefon nicht mehr außer Griffweite liegen ließ, denn in der Nacht auf den 20. Dezember kamen neue, noch stärkere Schmerzen, einfach aus dem Nichts. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass es noch schlimmer geht. Bei der Frage „Wo liegen die jetzt von 1 bis 10?“ habe ich dann „zwölf“ geantwortet. Also, das gleiche Spiel kann doch so nicht weitergehen. RTW kam, Notarzt wurde nach dem ersten Blick auf mich nachbestellt und dann überlegt, wie nun weiter. Dass Morphin herausfiel, blieb erst noch Fentanyl. Auch danach glaubte niemand der anwesenden Damen und Herren in den weiß-roten Anzügen, mich so aus der dritten Etage in den RTW zu bekommen. Zack, Kurznarkose und ab ins Krankenhaus.
Weitere 655 € für den Notarzt und 980 € für den Rettungswagen auf der Rechnung. Kommen Sie noch mit?
Bekannte Gesichter, wie schön. Jetzt glaubte niemand mehr an „Rücken“ und es war klar: „Sie bleiben erst einmal unser Gast“. Selbst unter stärksten Schmerzmitteln war kein Ende dieser periodisch aufkommenden Attacken abzusehen, also wieder Sonografie, mehr Diagnostik und am folgenden Morgen dann ein CT.
Da war er jetzt, mein neuer Mitbewohner, der leuchtend weiß dargestellte, 1,5 cm große Nierenstein. Ganz beschaulich, wie dieser im CT selbst für Laien zu erkennen ist. Zum Glück war der Belegarzt-Urologe zufällig an diesem Samstag im Haus und erklärte sich bereit, diesen Stein spontan nach seinem Mittagessen und meiner fünfstündigen Nahrungskarenz zu entfernen.
Umso größer war meine Ernüchterung nach dem Aufwachen aus der Narkose. Leider, so erzählte der Herr mit dem weißen Poloshirt, als er mein Zimmer betrat, war nichts mit entfernen. „Der Harnleiter ist geschwollen, den Stein bekommen wir da nicht raus. Sie haben jetzt zunächst eine Harnleiterschiene für zehn Tage, einen Katheter bis morgen und dann sehen wir weiter.“
Wer, wie ich bis dahin, keine Idee hat, was eine Harnleiterschiene ist. Man stelle sich einen dünnen Silikonschlauch vor, circa 30 cm lang. Dieser wird über natürliche Körperöffnungen unter Narkose so weit eingelegt, dass dieser zwischen Blase und Nierenbecken liegt. Auch Doppel-JJ oder Schweineschwanzschiene genannt, da der Silikonschlauch eingekringelt ist, damit sich kein Stein davor setzt. Die Schiene sichert einerseits das Abfließen des Urins und verhindert das Verstopfen und Stauen der Flüssigkeit im Nierenbecken, was diese höllischen Schmerzen macht.
436,31 € Kosten für die belegärztlichen Leistungen des Urologen
Okay, zumindest die Schmerzen waren besser und ich kann zu Weihnachten nach Hause. Nachteil: drei, besser vier Liter trinken am Tag und das mit der Schiene, also konnte ich im Bad einziehen. Weihnachten an einem anderen Ort? Keine zehn Minuten konnte ich mich ohne den Weg ins rettende Bad bewegen, schließlich muss das, was man oben hineinschüttet, auch wieder raus.
3.632,22 € Kosten für drei Tage stationär inkl. Einzelzimmer. (zu meinem SANA Aufenthalt schrieb ich bereits hier)
Wer also drei- oder fünftausend getippt hat, der ist leider raus.
Endlich war Weihnachten vorbei und Silvester auch, sodass dann nach etwas „jammern“ am 2. Januar die Entscheidung kam, morgen zieht ihr Mitbewohner aus. Also, nächsten Morgen rein, hoffentlich geheilt wieder raus.
Das funktionierte so mittelmäßig, würde ich sagen. Stein war raus, den hatte ich dann auch gleich in dem kleinen Glas neben dem Bett stehen, zumindest Fragmente davon. Aber, zu meiner wenig großen Freude, das Spiel mit Harnleiterschiene erneut und damit eine neue Schiene drin und Katheter bis morgen.
857,38 € für den Urologen. Später stellt sich heraus, die Rechnung war in einzelnen Positionen nicht ganz richtig, so gab es nach Prüfung durch die Hallesche PKV auch noch 165,22 € zurück.
234,44 €, da war die Narkose richtig günstig. Okay, um 15 % gemindert, da es sich um eine stationäre Behandlung handelt und der Chef daher auf etwas Honorar verzichten muss.
Am folgenden Tag ging es dann wieder einmal ein paar Tage nach Hause. Die neue Schiene war laut Urologen nötig, damit sich nichts entzündete. Also wieder das Spiel des Bewegungsradius, 10 Minuten Umkreis um mein Badezimmer, Sie lasen das schon.
21,46 € Laborkosten, um mit einer Steinanalyse zu wissen, welche Art von Nierenstein es ist, und passend zukünftige Steine zu verhindern.
Auch das Krankenhaus will, auch für die eine Nacht, bezahlt werden. Gemäß der Fallpauschale überwies mein Versicherer nach der Rechnung dann:
1.685,54 € [Kassengeräusch vorstellen]
Wer übrigens nicht mitgerechnet, aber 8.000 € getippt hat, der ist leider auch raus.
Nun war also der freche Bewohner weg, aber die Schiene musste auch noch wieder raus. Auf meine Frage, wie das passieren soll, hieß es: „Na über den natürlichen Ausgang, also die Harnröhre, das können wir auch schnell in der Praxis machen, tut etwas weh, aber geht schon.“
Zum Glück war es eine Gemeinschaftspraxis und der zweite der Urologen, der gerade mit mir am Tresen stand, sah wohl mein erschrockenes Gesicht nach diesem Satz durch seinen Praxispartner. Schnell kam die Aussage: „Ersten weiß ich wie es ist, zweitens will niemand einen 30 cm langen Schlauch ohne Betäubung durch die Harnröhre gezogen bekommen und drittens, Sie haben genügend ausgehalten. Wir machen das morgen, ambulant im OP, mit dem schönen Propofol. Sie schlafen und sind 10 Min später schmerzfrei wieder wach.“
Puh, wäre er nicht schon raus, wäre mir soeben ein Stein vom Herzen gefallen. Gesagt, getan und am nächsten Nachmittag war das Thema im Aufwachraum dann Geschichte. Hier war ich jetzt auch schon das dritte Mal innerhalb von wenigen Wochen, und die Schwester kannte mich bereits und ich konnte wieder scherzen. Endlich.
Auch diese Entfernung kostet Geld. OP-Nutzung, Narkose, Personal. Im Rahmen dieser ambulanten Behandlung fielen an:
299,93 € für das gute Propofol und ein Team, das aufpasste, damit ich wieder aufwachte.
Die Rechnung des Urologen zum Entfernen liegt mir bisher nicht vor, sollte aber ca. 150 bis 200 € sein.
Zusammen mit ein paar weiteren Kosten für eine Nachkontrolle, zwei kleineren Kontrollen des Urin-PH-Wertes und Kleinigkeiten liegen wir dann (ohne mein Krankentagegeld) bei insgesamt 10.793 €.
Bezeichnung der Kosten | Aussteller | Betrag |
---|---|---|
Rettungswageneinsatz in der Nacht | Landkreis Vorpommern Rügen | 980,00 € |
Notarzt + Fahrzeug | Landkreis Vorpommern Rügen | 695,00 € |
Notfallbehandlung im Krankenhaus inkl. Labor | Sana Krankenhaus Rügen | 183,01 € |
Medikamente | Schmerzmittel, Ortodon etc. | 58,20 € |
Rettungswageneinsatz in der Nacht | Landkreis Vorpommern Rügen | 980,00 € |
Notarzt + Fahrzeug | Landkreis Vorpommern Rügen | 695,00 € |
stationärer Aufenthalt, 20.-23.12., inklusive Einzelzimmer und Computertomographie | Sana Krankenhaus Rügen | 3.632,22 € |
ärztliche Leistungen zum Einlegen der Harnleiterschiene, damit in 10 Tagen der Stein raus kann | Leistung des Urologen als Belegarzt im Sana KH | 436,31 € |
Narkose als privatärztliche Wahlleistung, Entfernung eines Nierensteins und Einlegen einer neuen Harnleiterschiene | Chefarzt Anästhesie Sana KH, 15 % gemindert, weil stationäre Leistung | 234,44 € |
OP zur Entfernung Nierenstein und neue Schiene einlegen | Leistung des Urologen als Belegarzt im Sana KH | 857,38 € |
Reklamation einzelner Positionen | – 165,22 € | |
stationärer Aufenthalt, 03.-04.01.2025, inklusive Einzelzimmer zur Entfernung des Nierensteins und Tausch Harnleiterschiene | Sana Krankenhaus Rügen | 1.685,54 € |
Steinanalyse im Labor | externes Labor, durch Urologen beauftragt | 21,46 € |
Narkose als privatärztliche Wahlleistung Entfernung Harnleiterschiene | Chefarzt Anästhesie Sana KH, ohne Minderung, da ambulante OP | 299,93 € |
ärztliche Leistungen zum Entfernen der zweiten Harnleiterschiene | Leistung des Urologen als Belegarzt im Sana KH (geschätzt, da ich die Rechnung bisher nicht habe) | 200,00 € |
10.793,27 € |
Hatten Sie dem kleinen und fiesen Nierenstein diese Summe zugetraut?
Wer keine wahlärztlichen Leistungen nutzen würde, also nur die sogenannten Regelleistungen und kein Einzelzimmer, also, für den fielen etwa 1- 2.000 € weniger an (davon sind ca. 800 € das Einzelzimmer mit 160 € pro Tag). Dabei hätte das für mich aber unter Umständen bedeutet, ich wäre in ein 30 km entferntes Krankenhaus mit eigener Urologie und ohne Belegarzt verlegt worden und hätte auch dort wieder hin müssen.
Berücksichtigen wir jetzt hierbei, dass Patienten, die schon mal einen Nierenstein hatten, eine bis zu siebzig prozentig höhere Wahrscheinlichkeit haben, wieder einen zu bekommen, dann ist schnell klar, warum ein Risikozuschlag anfällt. Daher ist die in meinem anderen Beitrag: „Wer versichert mich ohne Zuschlag?“, gestellte Frage, schon so nicht richtig. Denn Beitragsstabilität lebt auch von einer guten Annahmepolitik. Selbst bei einhundert Euro Zuschlag bei einem 35-jährigen Neuantragsteller wären nach neun Jahren ohne weitere Kosten gerade einmal diese Kosten wieder drin. Dazu kommen Kontrollen und weitere Behandlungen, die auch noch anfallen können.
Nierensteine, Kosten fünfstellig. Hätten Sie es gedacht?
Schreiben Sie gern einmal in die Kommentare, was Sie getippt haben. Das ist oft schwer vorstellbar und auch wenn es individuell ist, gibt diese Übersicht eine grobe Orientierung.
Mehr Beiträge zu Kosten in der PKV und bei Selbstzahlern finden Sie in meinen weiteren Beiträgen.