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Neue Sterbetafel und die Bedeutung für die Versicherungswirtschaft

Vor einigen Tagen teilte das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung mit, dass die Lebenserwartung in Deutschland erneut gestiegen sei. Doch welche Auswirkungen ergeben sich aufgrund der längeren Lebenserwartung für die Versicherer, insbesondere in den Sparten der privaten Krankenversicherung und der Lebensversicherung? Um diese Frage zu beantworten, ist zunächst einmal zu klären, welche Rolle die Lebenserwartung generell in der Personenversicherung spielt.

Wenn ein Versicherer (bzw. sein Aktuar) ein Produkt wie zum Beispiel die Rentenversicherung, oder aber die private Krankenversicherung kalkuliert, spielt die Lebenserwartung eine entscheidende Rolle. In der Krankenversicherung bestimmt die Lebenserwartung die Zeit, bis zu der der Versicherer Krankheitskosten im Rahmen seiner vertraglichen Verpflichtung bringen muss. Lebt ein Mensch nun länger, so muss der Versicherer mehr Geld kalkulieren (und mehr Rücklagen bilden) um bis ans Lebensende seine Leistungspflicht erfüllen zu können. In der privaten Rentenversicherung hingegen leistet der Versicherer eine lebenslange Rente um das Einkommen des Kunden abzusichern. Auch hier gilt: je länger ein Mensch lebt, desto länger ist die monatliche Rente vom Versicherer an den Versicherten.

Doch warum steigt die Lebenserwartung?

In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben sich die medizinische Versorgung, die Lebensumstände, aber auch die Ernährungsgewohnheiten beträchtlich verändert. Durch veränderte Ernährung oder eine bessere Heilung von Krankheiten, leben wir heute einfach deutlich länger. Gab es früher Krankheiten, welche schnell zum Tod geführt haben, so sind diese heute mit Medikamenten „in den Griff zu bekommen“, einige andere Erkrankungen sind mittlerweile sogar heilbar oder es lassen sich zumindest die Symptome eindämmen. Das bedeutet aber auch, Menschen leben länger und verursachen damit länger Gesundheitskosten.

Der Umstand, dass wir länger leben ist natürlich sehr erfreulich. Dennoch müssen sich die Versicherer Gedanken machen, woher sie das Geld für die länger anfallenden Kosten nehmen können. Um diese steigende Lebenserwartung zu berücksichtigen, kalkulieren Versicherer in ihren Tarifen die so genannten Sterbetafeln mit ein. Verändern sich diese nun, weil wir irgendwann erleben, müssen auch diese Veränderungen in der Kalkulation berücksichtigt werden. Das führt zum Beispiel in der privaten Krankenversicherung, aber auch in der Rentenversicherung zu steigenden Beiträgen.

Wie hat sich die Lebenserwartung verändert?

In der Sterbetafel 2008/2011 wurde ein neugeborener Junge statistisch 77 Jahre und 6 Monate alt. Ein neugeborenes Mädchen hatte demnach eine Lebenserwartung von 82 Jahren und 7 Monaten. Die aktuelle Sterbetafel, welche die Bezeichnung Periodensterbetafel 2009/2011 trägt, weist jedoch eine Lebenserwartung von 77 Jahren und 9 Monaten (für Jungen) und 82 Jahren und 9 Monaten für Mädchen auf. Daraus ergibt sich eine Erhöhung der Lebenserwartung um 3 bzw. 2 Monate. Auch wenn es auf den ersten Blick wenig erscheinen mag, so hat es doch Auswirkungen auf die Kalkulation der Versicherer. Neben der Lebenserwartung für Neugeborene hat sich auch die so genannte Restlebenserwartung der 65 jährigen (ferne Lebenserwartung) erhöht. So darf ein Mann im Alter von 65 Jahren heute darauf hoffen, statistisch noch 17 Jahre und 6 Monate zu leben, eine gleichaltrige Frau erwarten demnach noch 20 Jahre und 8 Monate. Auch hier sind Steigerungen von zwei bzw. einem Monat vollzogen worden. Auch in den vergangenen Jahren und in den Sterbetafeln zuvor, hat sich die Lebenserwartung bereits deutlich erhöht. Auch in Zukunft ist davon auszugehen, dass durch weiteren medizinischen Fortschritt und veränderte Lebensumstände ein höheres Lebensalter zu erwarten ist. Das stellt nicht nur die Versicherer vor einige Herausforderungen.

Was bedeutet das für bestehende Verträge?

In der privaten Krankenversicherung führt eine steigende Lebenserwartung zu einer Anpassung der Beiträge. Diese Anpassung passiert im Rahmen der jährlichen Überprüfung der Beiträge. Jedoch ist die Lebenserwartung nicht allein der Grund für steigende Beiträge in der privaten Krankenversicherung. Weitere Informationen, und warum es in der PKV zu Anpassungen kommt, habe ich in dem Bereich „Beitragsanpassungen“ hier auf der Homepage zusammengefasst. Ist also eine „normale Anpassung“ notwendig, so wird die aktuelle Sterbetafel in den Vertrag integriert. Welche Sterbetafel im Vertrag enthalten ist, und wann die letzte Anpassung erfolgte, können Sie bei Ihrem Versicherer oder dem Berater erfragen. Eine Anpassung der Beiträge aufgrund steigender Lebenserwartung ist also kein Phänomen eines Versicherers, sondern tritt branchenweit auf. Auch die gesetzliche Krankenversicherung bleibt von dieser Entwicklung natürlich nicht verschont. Auch dort müssen die Kosten für das Gesundheitswesen länger gezahlt werden, welches auch dort Berücksichtigung finden muss. Da aber die gesetzliche Krankenversicherung keine Altersrückstellung bildet, sondern im so genannten Umlageverfahren arbeitet, sind hier keine direkten Auswirkungen zu beobachten. Mehr über die Unterschiede zwischen dem Umlageverfahren der gesetzlichen Krankenversicherung und dem Kapitaldeckungsverfahren der privaten Krankenversicherung finden Sie im Leitfaden, welchen sie unter Downloads kostenfrei laden können.

Fazit:

Die steigende Lebenserwartung führt also in ganz unterschiedlichen Bereichen des Lebens und der Versicherungswirtschaft zu einer neuen Herausforderung. Wir wollen alle immer länger leben und müssen uns damit abfinden, die dafür steigenden Kosten zu übernehmen. Besonders in den Bereichen der Krankenversicherung, der Rentenversicherung aber auch besonders bei den Produkten zur Ergänzung der gesetzlichen Pflegepflichtversicherung spielt die Lebenserwartung eine große Rolle. Umso älter wir werden, umso gebrechlicher werden wir auch und die Kosten für eine professionelle Pflege werden weiter ansteigen (und länger anfallen). Daher sollten Sie schon jetzt an eine entsprechende Absicherung für den Pflegefall denken. Mehr Informationen dazu finden Sie auch in den hier verlinkten Blogbeiträgen.

Weitere Informationen:

Pflege Bahr – geförderte Pflegezusatzversicherung kommt

Pflegeversicherung- Expertenrunde und das Ergebnis

Pflegeergänzungsversicherung vs. Pflegepflichtversicherung

Pflegeergänzungsversicherungen – alle reden drüber, keiner macht’s

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