In den letzten Wochen erhielt ich gleich mehrere solcher Anfragen mit der Bitte, nur einen BU Schutz heraus zu suchen, welcher keine Gesundheitsprüfung verlangt. Dennoch waren angemessene Rentenhöhen (hier mehr als 1.000 EUR mtl.) und lange Laufzeiten gewünscht. Um zu verstehen, warum es solch eine Absicherung in der gewünschten Form nicht geben kann, zuerst einmal ein Blick auf die eigentliche Form der Absicherung.
Ein Versicherer, welcher eine Absicherung gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit anbietet, der übernimmt schon bei kleineren Renten ein hohes finanzielles Risiko. Versichert dieser zum Beispiel einen 25jährigen Antragsteller mit einer monatlichen Rente von 1.000 EUR bis zum 65. Lebensjahr, so trägt er folgendes Risiko:
1.000 EUR monatlich * 12 Monate * 40 Jahre (Restlaufzeit)
= 480.000 EUR
Um solch ein Risiko zu tragen, muss daher eine entsprechende Risikoprüfung vorhanden sein, wie sonst sollte das Risiko finanzierbar sein. Daher wird das Unternehmen in seinen Anträgen Gesundheitsfragen stellen und ggf. bei unklaren Diagnosen und Verläufen Rückfragen an die entsprechenden Ärzte stellen.
Aber ich habe doch von BU Absicherung ohne Gesundheitsprüfung gelesen?!
Einige Versicherer und Vertriebe machen genau mit dieser Aussage Werbung. Doch irgendwo muss der Haken sein, meist ist der wie folgt zu finden. Es handelt sich um keine „echte“ BU Absicherung mit eigener Rente im Leistungsfall. Vielmehr muss der Kunde ein angekoppeltes Produkt kaufen, also eine Lebens- oder Rentenversicherung. Im Rahmen dieser Versicherung ist dann eine „Beitragsbefreiung bei Berufsunfähigkeit“ enthalten. Wird also der Kunde nach den Bedingungen Berufsunfähig, so muss er die Beiträge für die Altersvorsorge (also meist eine Kapitalleben- oder Rentenversicherung) nicht weiter zahlen. Es ist also „eigentlich“ eine Mini-Rente, die aber nicht ausgezahlt wird sondern zur Weiterzahlung der anderen Versicherung dient- mit einer echten BU Absicherung hat das leider nichts zu tun.
Ist das Produkt dennoch zu empfehlen?
Pauschal ist hierzu keine Aussage möglich, jedoch sollte genau geprüft werden, wie weit das Sparprodukt an die eigenen Anforderungen passt und welche Art von Absicherung dort gewünscht ist. Wenn diese passt- so spricht nichts dagegen eine solche Beitragsbefreiung zu nutzen, so ist die eigene Altersvorsorge sicher und wird im Falle der Berufsunfähigkeit weiter gezahlt.
Fazit:
Wer eine passende Absicherung gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit sucht, der wird um Fragen zur Gesundheit nicht drum herum kommen. So schlimm wie es Finanztest vor einigen Wochen beschrieben hat, ist es aber nicht. Auch bei bestehenden Vorerkrankungen ist eine Absicherung gegen das BU Risiko möglich. Dazu wenden Sie sich bitte an einen spezialisierten Berater und klären nach der Produktauswahl dann über Voranfragen die Versicherbarkeit und eventuelle Ausschlüsse oder Zuschläge.
Weitere Informationen:
schöenr Artikel, danke für die Klarstellung.
Wobei es einige Versicherer gibt, die mit stark verkürzten Gesundheitsprüfungen, zumindest im Bereich geringerer BU-Renten (meines Wissens teilweise bis 750 EUR Monatsrente), hantieren. Den einen oder anderen Kunden könnte man da auch im Privatversicherungsbereich unterkommen lassen. Möge es ihnen der Bestand entsprechend danken, wir warten die Überschuss- und damit die Beitragsentwicklung dort mal ab.. (sorry, kann ich mir als Risikoprüfer nicht verkneifen)
Im Bereich der bAV sind ja noch wesentlich weitgehendere Modell über größere Rahmenverträge machbar..
Hallo,
kenne ebenfalls Anbieter, die 750 EUR BU-Rente (mit Dynamik und Erhöhungsoption) mit stark verkürzter Gesundheitsprüfung anbieten; oder eine Erwerbsunfähgkeitsversicherung (fast) ohne Gesundheitsfragen.
Für die Betroffenen stellt sich meiner Meinung nach nicht primär die Frage, wie sich diese Geschäftspolitik auf den Versicherer und den Bestand auswirken könnte. Es stellt sich Ihnen vielmehr die Frage, ob sie gefrustet den Kopf in den Sand stecken, weil sie niemand haben will, oder ob sie zumindest eine Teilabsicherung erhalten und daher entspannter leben können.
Herzliche Grüße aus Osnabrück
Matthias Helberg
Sorry, wenn das mißverständlich ankam – für den zu Versichernden ist das natürlich vollkommen ok!
Es gibt einige Anbieter, die zwischen 500 Euro und 1000 Euro BU Rente in Schicht 3, also außerhalb der bAV anbieten. Die Fragen sind stark verkürzt und entsprechen dem Schema: ” Waren Sie in den letzten 12 Monaten vor Antragstellung länger als 10 Tage am Stück arbeitsunfähig erkrankt?” Meist wird auch noch nach einem Grad der Schwerbehinderung gefragt und es darf auch kein Eintrag bei der HIS gespeichert sein https://www.informa-his.de/selbstauskunft.
Das Ganze ist zum Teil an Bedinungen gekoppelt, die aber durchaus annehmbar sind.
Herr Henning, gerne können wir uns hierüber auch persönlich austauschen. Da Sie sicher auch Gründe für Ihre Aussage haben.
Beste Grüße aus München
Markus Jellen
welche gesellschaft hat verkürzte gesundheitsfragen