Gestern sprach mich einer meiner Kunden an, welcher als Beamter bei der Debeka versichert ist. Er wäre doch seit Jahren da, alle liefe soweit gut, auch wenn das mit seinen wenigen Rechnungen kaum zu beurteilen ist, meinte er weiter. Doch nun, nun liest er überall “nur negatives von meinem Versicherer”, so Hr. M. am Telefon. Was genau da dran sei und ob das seine Auswahl beeinflusst oder er diese nun überdenken sollte, fragte er nochmals.
Was ist los- die aktuelle Berichterstattung
Stein des Anstoßes sind mehrere Presseartikel, welche sich mit dem Vorwurf der Bestechung von Personen in Behörden beschäftigen und wozu das Handelsblatt mehrfach ausführlich geschrieben hat. Hier soll es Zahlungen an Personen in Behörden gegeben haben, die dann zu einem Abschluss von Verträgen bei der Debeka geführt haben sollen. Heikel wird das Ganze nur, wenn in einem geschilderten Fall die Person selbst noch nichts von der Verbeamtung wusste, der Versicherer aber schon, bzw. ein Außendienst mit Blumen gratulierte ohne das die Verbeamtung selbst klar war.
Das Handelsblatt berichtet am 1. November: Der Zeitung „liegen interne Unterlagen vor, die belegen, dass Debeka-Mitarbeiter über Jahre hinweg Adressen von Personen kauften, die kurz vor ihrer Verbeamtung standen. Debeka-Mitarbeiter verschafften sich damit einen starken Wettbewerbsvorteil, weil sie die Beamten auf eine Versicherung ansprechen konnten, kaum dass diese selbst von ihrer Verbeamtung erfahren hatten.“
Hier einige Links auf die entsprechenden Artikel:
Handelsblatt: Mehr als 10.000 Beamte halfen der Debeka
alle Debeka Artikel im Handelsblatt
Video: ZDF heute.de Debeka und die Vorwürfe
ProContra Online: Debeka wehrt sich
Wer zuerst kommt…
Klar, wird ein junger Anwärter oder eine junge Referendarin in die Beamtenlaufbahn übernommen oder sieht es zumindest danach aus, so ist es für viele Versicherer bzw. deren Vertrieb ein “guter Kandidat”. Die Menschen sind jung, oftmals haben diese wenige Vorerkrankungen und zudem wechseln diese meist nicht unbedingt wieder. Das sollte man in der Krankenversicherung eh nicht tun, gerade wenn zudem noch eine Empfehlung aus dem Kollegenkreis dazu kommt sind die Kunden nahezu “sicher”.
Daher ist es also für den Vertreter wichtig, so früh als möglich beim Kunden zu sein um das “Geschäft” zu machen. Für solche Empfehlungen zahlte die Debeka an Beamte Geld, was grundsätzlich ja noch nicht so verkehrt ist, wenn die Daten auf “korrektem Wege” an die Versicherung gekommen sind. Ob das so ist, das wird die Staatsanwaltschaft nun prüfen müssen.
Spannend finde ich in dem Zusammenhang die Frage, wie diese “mehr als 100 Millionen Tipp Provision” in den letzten Jahren verbucht worden sind. Abschlusskosten? Werbeaufwendungen?
Was bedeutet das alles für Versicherte?
Erstmal rein gar nichts. Wer heute dort versichert ist, der bleibt dort und es ändert sich weder am Vertrag noch am Berater etwas. Warum auch, die Auswahl der passenden privaten Krankenversicherung sollte nicht von der Empfehlung eines Bekannten abhängen, sondern von der sorgfältigen Auswahl der benötigten Leistungen und Tarife. Es ist völlig egal wo der Kollege oder auch die weiteren 10 Kollegen versichert sind, nur weil der Schutz bei Tarif X-Y-Z bei denen passt, muss es für einen selbst noch lange nicht passen.
Also gilt: Ruhig bleiben, nicht übereilt reagieren und alles bleibt wie es ist. Erst nach dem Abschluss der Ermittlungen werden wir weiteres wissen.
Die Frage der Verbuchung der Kosten für die Tippgeber ist einfach zu beantworten.
Die Tippgeberprovision wird von der Provision des Außendienstes abgezogen. Dem Unternehmen Debeka und dem Kunden entstehen keinerlei zusätzliche Kosten.