So langsam wird es mit diesen Zeitschriftentests schon etwas eintönig und immer ist es das selbe Problem. Wobei jeder Redakteur zu meinen scheint, damit sei noch eine Steigerung der Auflage zu erreichen.
Auch die Zeitschrift Euro hat sich in der aktuellen Ausgabe (mal wieder) dem Thema Private Krankenversicherung gewidmet. Um dieses „journalistisch“ vorzubereiten, wird zunächst die schlechte Situation der gesetzlichen Krankenversicherung erzählt. Dabei geht es um Wartezeiten, nicht versicherte Leistungen und ähnliches.
Auch hier wird wieder einmal halbherzig berichtet, denn anders als suggeriert ist es auch in vielen PKV Tarifen so. Dort sind die Leistungen gerade im Billig-/ Einstiegssegment noch deutlich schlechter. Der Autor schreibt „Irrglaube aufgedeckt. Die verbreitete Meinung, gute Leistungen müssen mehr kosten und hinter günstigen Prämien steckten folglich schlechtere Leistungen, ist häufig falsch.“
Ganz falsch ist es nicht, jedoch wurden wichtige Aspekte der Kalkulation einer Privaten Krankenversicherung nicht bedacht. Nicht der heutige Preis ist das Kriterium, sondern vielmehr das Verhältnis zwischen Leistungsversprechen, Prämien heute, Beitragsentwicklung und somit Prämien in der Zukunft.
Auch meine Glaskugel verrät mir diese (leider) nicht. Was klar ist, ist aber die Frage der Bedeutung einer vernünftigen und ausgewogenen Kalkulation. Ein Tarif der Leistungen verspricht und dazu noch „billig“ ist, der kann unmöglich langfristig stabile Beiträge aufweisen. Das verbietet allein einfache Mathematik.
Schaut man sich dann die Tabelle mit dem Test an, so verwundert es nicht, das Tarife mit Leistungslücken oben stehen. Schließlich war der (heutige) Preis ein entscheidendes Kriterium. So ist bei den Männern ein Tarif an Platz 2, welcher folgende Regelung enthält.
6. Hilfsmittel
Brillen und Kontaktlinsen (Brillengestelle bis zu einem Rechnungsbetrag von 180,- EUR), Geh- und Stützapparate einschließlich Liegeschalen, Nachtschienen, Körperersatzstücke, Krankenfahrstühle bis zu einem Rechnungsbetrag von 620,- EUR, orthopädische Schuheinlagen, Mehrkosten für orthopädische Schuhe, orthopädische Leibbandagen, Bruchbänder, Kompressionsstrümpfe, künstliche Augen, Hörgeräte, elektronischer Kehlkopf
7. Sachaufwendungen medizinisch-technischer Art (z.B. Herzschrittmacher, künstliche Niere)
Das ist nicht nur eingeschränkt, es ist einfach eine schlechte Lösung. Die Formulierungen zu den “lebenserhaltenden Hilfsmitteln sind wohl vergessen worden. Nicht nur das Beispiel mit dem NF Walker aus meinem Blog, auch viele andere Kosten werden einfach nur anteilig erstattet. Dabei wundert es nicht, das jeder GKV Versicherte da bessern Schutz genossen hätte. 620 EUR für einen Rollstuhl ist einfach lächerlich. Damit Sie eine Vorstellung bekommen, schauen Sie sich bei dem Reha Anbieter hier einmal die Preise an.
Auch sind viele andere Leistungen bei dem “zweitbesten Tarif” nicht da. Aber nicht schlimm, man zahlt doch alles freiwillig- oder doch nicht? In der Artikelserie Freiwillige Leistungen lesen Sie die Antworten der Debeka.
Auch für weitere Tarife aus den Plätzen 3, 8, 9, 10 und mehr trifft das zu. Warum dazu Versicherer getestet sind, die nur für bestimmte Berufe/ Berufsgruppen verfügbar sind, erschließt sich mir weiterhin nicht. Bei den Frauen und den für sie besten Tarifen ist es ähnlich grausam. Da „gewinnen“ Tarife, die in Bereichen wie „Hilfsmittel“, Krankenfahrstühle, Erstattung von Arzthonoraren über der Gebührenordnung mit der Schulnote 6 abschneiden. Knapp eine Seite zuvor schreibt der Autor aber, wie wichtig doch die medizinischen Leistungen, die Auswahl des Arztes und kürzere Wartezeiten sind. Was weiterhin verwundert: Es tauchen dort Tarife auf, die zu den älteren Tarifmodellen gehören. Jedoch wird mit keinem Wort erwähnt, das zum Beispiel die Barmenia mit dem easyflex+, die DKV mit dem BestMed neurere Tarife im eigenen Hause haben. Warum diese nicht zumindest erwähnt werden, ist nicht nachvollziehbar.
Andere Gesellschaften, mit teilweise mehr erfüllten Kriterien und vergleichbaren Prämien, die vergisst man einfach mal gleich. Auf den ersten Blick fehlen die Hallesche, Axa, der Deutsche Ring, die RuV, auch die Central. Dafür hat man Gesellschaften gefunden, welche aufgrund der Bedingungen und auch der Unternehmensdaten keine nennenswerte Rolle im PKV Markt spielen. Aber irgendwer muss die ja auch mal in Tests einbauen.
Es ist erschreckend mit welcher Ahnungslosigkeit der Autor hier agiert. Es werden Gewichtungen von Kriterien vorgenommen, welche zwar zumindest offen genannt werden, aber nicht nachvollziehbar sind. Das hätte mein 3-jähriger Sohn auch fast gekonnt, wenn ich Ihm einen Würfel gegeben hätte und Kriterien zugerufen.
Die Vorlage eines Heil- und Kostenplans, auch als Kontrollmodell für einen Versicherer, wird mit 0,1 bewertet, das Implantat mit 0,5 und Hilfsmittelleistungen dagegen mit 0,3. Psychotherapie ist hingegen 1,3 „wert“, Transportkosten dagegen wieder 0,1.
Im Krankentagegeldbereich der nächste Unsinn. Wir die Frage nach der Leistungsdauer bei Berufsunfähigkeit doch mit 0,5 bewertet, so ist die Anpassung an das steigende Einkommen mit 0,3 auserkoren. Entziehungsmaßnahmen sind dagegen sogar einen Faktor von 1,0 wert. Das nenne ich mal Prioritäten.
Das Schlimme daran ist aber nicht so ein Test. Das Schlimme sind zwei andere Punkte. Die Leser werden verunsichert und auf eine falsche Fährte geschickt und die Gesellschaften die hier vermeintlich „gewonnen haben“ werden dieses als Sonderdrucke und diverse Testsiegel auf bunte Prospekte drucken und weiter damit werben.
Sind Sie auch auf der Suche nach einer passenden Privaten Krankenversicherung? Überlegen Sie sich bitte zuerst, ob und in welchem Umfang Leistungen benötigt werden und machen Sie sich klar, wie die beiden Systeme funktionieren. Nur dann macht ein Wechsel sind. Helfen kann Ihnen dazu der Leitfaden zur Privaten Krankenversicherung und der Kriterienfragebogen zur Auswahl einer PKV.
Und tun Sie sich und Ihrer Zukunft einen Gefallen. Vergessen Sie Tests, Zeitungen und Zeitschriften, die ihnen den besten, tollsten und passendsten Tarif versprechen. Den gibt es so nicht.
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Hallo, schöne Analyse. Nachdem ich den Bereicht nun auch in der Zeitschrift gelesen habe, kann ich nur noch den Kopf schütteln über so einen schlechten Jounalismus. Das hat maximal Vorschulklassen-Niveau (sorry an alle Vorschüler). Hoffentlich lassen sich die Leser gut beraten und vertrauen nicht diesem Schmierartikel. Ansonsten müsste der Autor im Fall der Fälle die Krankheit des Patienten “aufgebrummt” bekommen. Somit kann er dann am eigenen Leib spüren, was für einen Sch*** er doch verzapft hat!