So oder so ähnlich klingen momentan Zeitungsanzeigen, Werbemails oder Anrufe. Klar, der Eine oder Andere wird hier schnell hellhörig, klappt doch “morgen wird es teurer” fast immer. Schnell beraten und verkauft, schnell unterschrieben und oftmals schnell wieder bereut. Der so gemachte Schritt in die Private Krankenversicherung (PKV) ist nur eins, der definitiv falsche Weg.
Warum zahlen Männer (bisher) weniger als Frauen?
Die Erklärung dafür liegt in der Kalkulation und unter anderem in der Lebenserwartung. Eine Private Krankenversicherung (PKV) muss ihre Leistungen bis zum Lebensende eines Versicherten erbringen und das Tag für Tag, Jahr für Jahr. Lebt somit ein Versicherter nur 60 statt 70 Jahre, so “spart” die PKV 10 Jahre Kosten, da keine Leistungsausgaben mehr anfallen. Für die Kalkulation ist es demnach wichtig zu wissen, wie lange die durchschnittliche Lebenserwartung ist. Laut Statistischem Bundesamt hatte ein, im Jahre 2009 geborener, Junge eine Lebenserwartung von 77,46 Jahren. Ein zum gleichen Zeitpunkt geborenes Mädchen allerdings 82,57 Jahre, lebt also statistisch gesehen voraussichtlich mehr als 5 Jahre länger. In diesen Jahren wollen die Kosten für Arztbesuche, Medikamente und sonstigen Gesundheistkosten aber auch bezahlt werden und unter anderem deshalb zahlten die Frauen bisher mehr für die private Krankenversicherung als Männer.
Was genau hat es denn überhaupt mit dem “es wird teurer” auf sich und warum nur für Männer?
Bei der hier angesprochenen Prämienerhöhung für Männer handelt es sich um daher die Einführung der so genannten Unisextarife. Bereits in 2006 wurde eine andere Änderung der geschlechtsspezifischen Kosten umgesetzt. Seitdem werden die kalkulatorischen Kosten für Schwangerschaft und Geburt nicht mehr allein von den Frauen getragen, sondern sind in den Tarifen für Männer und Frauen gleichermaßen verteilt. Ab 2012 folgt dann auch die “Vereinheitlichung” der Kosten aufgrund steigender Lebenserwartung. Zukünftig zahlen somit Männer und Frauen den gleichen Beitrag. Da die Kosten aber nicht sinken, ist eine Reduzierung der Beiträge von weiblichen Versicherten nicht einfach möglich. Das hat zur Folge, dass die Kosten für Männer steigen.
Wie hoch sind die Steigerungen denn und wen betreffen diese?
Umgesetzt werden die neuen Prämien für das Neugeschäft in der Privaten Krankenversicherung. Die genaue Prämienerhöhung ist vom Tarif, der Kalkulation und verschiedenen Faktoren abhängig. Daher kann man nicht pauschal sagen, die Prämien erhöhen sich für Männer um X Prozent. Stellen wir uns vor, es gäbe zwei Tarife bei zwei Gesellschaften. Diese wären leistungsmäßig vollkommen identisch, sind aber unterschiedlich von der Anzahl der männlichen und weiblichen Versicherten. Sehr vereinfacht bedeutet dieses folgendes:
Tarif A hat angenommen 1.000 Versicherte, wovon 100 Frauen und 900 Männer sind. Im Tarif B liegt die Verteilung anders. Dieser hat je 500 Männer und Frauen versichert.
Der erste Tarif wird aufgrund der geringen Anzahl von Frauen tendenziell weniger Anpassungsbedarf haben und somit für die Männer geringere Mehrkosten aufweisen als der 2. Tarif. Hier sind deutlich mehr Kosten “aufzufangen” und diese müssen auf die männlichen Versicherten umgelegt werden. Das führt zu einer stärkeren Anpassung in den Tarifen. Wie genau diese aber aussieht, welche Höhe die Anpassung erreichen kann oder wird, werden wir nicht vor 2012 wissen. Diese Darstellung ist allerdings wirklich sehr, sehr vereinfacht und in der Praxis deutlich komplizierter.
Viele Gesellschaften geben daher heute so genannte Beitragsgarantien für Ihre Tarife bis 2012 heraus. So werden die Kunden heute eher in den Tarifen gehalten bzw. Gesellschaften versprechen sich davon, neue Kunden zu gewinnen oder bestehenden keinen Grund zur Kündigung zu geben. Wer dennoch merkt, das der Tarif oder gar der Versicherer nicht zu ihm passt, der muss sich an Mindestvertragslaufzeiten und Kündigungsfristen halten.
Und was ist nun mit der Werbung “noch schnell vor Unisex in die PKV?
Das ist der übliche Werbeunsinn. Genauso wie oftmals zum schnellen Abschluss geraten wird, das hatte ich bereits im Beitrag “Sie müssen sich aber schnell entscheiden- der Unsinn von Verkäufern in der PKV“.
Sollten Sie also bereits freiwillig versichert sein und noch in der gesetzlichen Krankenkasse (GKV), so überlegen Sie sich die Entscheidung für die Private Krankenversicherung sorgfältig. Der Schritt in die Private Krankenversicherung (PKV) will gut überlegt und geplant sein und setzt eines zwingend voraus- ZEIT. Nehmen Sie sich diese einfach und lassen sich nicht drängen. Klar ist es schön, weniger zu bezahlen. Klar ist es schön “noch schnell ein Jahr jünger in die PKV zu können” und natürlich wollen wir alle durchaus preiswerten Schutz und Geld sparen.
Bedenken Sie aber bei der Auswahl nicht nur den momentanen Beitrag. Wichtig sind unter dabei auch:
die Familienplanung
die berufliche Planung
die Leistungswünsche und Auswahlkriterien zur PKV
Tarife und Gesellschaftsdaten und -fakten
und vieles andere mehr. Ohne eine solide und “entspannte” Beratung, sollten Sie sich nicht zu einem vorschnellen Wechsel überreden lassen. Auch Unisextarife oder das Eintrittsalter sind nicht Grund genug, sich übereilt zu entscheiden.