der Unsinn in der Werbung ist zurück
Es gab sie in der Vergangenheit mehr als einmal, die berühmte und berüchtigte Werbung für 59 EUR in der privaten Krankenversicherung. Über solchen Unsinn hatte ich in den vergangenen Jahren mehrfach geschrieben und versucht zu erklären, warum diese Werbung geschaltet wird und was genau dort passiert. (Artikel: Verrechnet, Werbeunsinn oder einfach nur Absicht bei geld.de und der Privaten Krankenversicherung für 59 EUR?)
Nun sollte man meinen das mit immer wieder gepredigter Aufklärung zu Tarifen, Leistungen und eben solcher Werbung diese irgendwann ausstirbt, leider scheint dem nicht so zu sein. Als ich heute auf Facebook unterwegs war, stach mir eine solche Anzeige wieder einmal ins Auge. Es wurde eine Private Krankenversicherung für 58EUR im Monat angeboten, dazu müsse nur die Anfrage ausgefüllt werden.
Nach dem Klick auf die Seite kommt der Nutzer dann auf die Seite der Betreiber. Dabei handelt es sich um die std informationsservice GmbH mit ihrem Geschäftsführer Steffen Dörsam, der früher mal Autor bei dem Magazin focus online war, so zumindest die Aufzeichnungen im Netz.
Was passiert nach der Anfrage?
Nachdem der Nutzer, der ja nun eine PKV für 58 EUR sucht, seine Adresse und Telefonnummer eingetragen hat, folgt die Weitergabe der Adresse an einen “Vertriebspartner”.
In den Datenschutzbestimmungen heisst es dazu:
“Ihre Anfrage wird an einen Vermittler/Kooperationspartner in Ihrer Nähe weiter geleitet, vorausgesetzt, Sie erteilen uns hierzu durch Markierung der Checkbox und einen Klick auf dem Button am Fuß des Angebotsanforderungsformulars Ihr Einverständnis. Dieses Einverständnis umfasst die Verarbeitung, elektronische Speicherung und Weiterleitung der uns von Ihnen übermittelten Daten. Der Vermittler/Kooperationspartner vor Ort nimmt dann Kontakt zu Ihnen auf und wird Ihnen helfen, jene Finanzprodukte (Versicherungen, Kapitalanlagen, Finanzierungen, Immobilien etc.) zu finden, die Ihren individuellen Vorstellungen und Wünschen ideal entsprechen.”
Worin besteht das Problem?
Die Anfrage kauft der Vertriebspartner von dem Betreiber der Internetseite. Das Interesse gilt aber- so verspricht es die Werbung ja- einer Privaten Krankenversicherung ab 58 EUR aus. Dieses ist mutmaßlich ein “Lockangebot” und hat nichts, aber auch gar nichts mit einer vernünftigen Absicherung oder einem entsprechenden Schutz zu tun. Es dient einzig und allein darum, einen Besucher der Seite dazu zu bewegen, eine entsprechende Anfrage zu starten, die man dann verkauften kann.
Grundsätzlich spricht nichts gegen ein solches Geschäftsmodell, denn die Seite muss schließlich auch betrieben werden, jedoch hat das so wenig bis nichts mit der Praxis zu tun. Solche “Lockvogelangebote” sind für einen ordentlichen Versicherungsschutz nicht ausreichend. Für einen Betrag von 60 EUR oder weniger lässt sich weder ein angemessener Versicherungsschutz sicher stellen, noch ein Tarif finden, welcher langfristig stabil sein kann.
Was kann der Interessent stattdessen tun?
Wer auf der Suche nach einer passenden privaten Krankenversicherung ist, der sollte generell zuerst einmal überlegen ob das System der PKV das richtige ist. “Eine private Krankenversicherung muss man sich leisten können” und wollen und die Auswahl erfordert mehr als eine Werbeanzeige.
Daher machen Sie sich zunächst einmal Gedanken zum gewünschten Versicherungsschutz. Einige Fragen die dabei zu beantworten sind, habe ich Ihnen unter “Auswahlkriterien zur PKV” zusammengestellt, auch wenn dieses unmöglich eine abschließende Aufstellung ist. Ihr Berater wird mit Ihnen gemeinsam weitere Fragen und Kriterien besprechen und Ihnen Möglichkeiten zeigen, welche Tarife und Gesellschaften dazu passen. (–> Wie finde ich den passenden Berater?)
Bevor Sie sich also nun auf solche “komischen” Anbieter einlassen, suchen Sie sich einen Berater und sprechen diesen direkt an.
Weitere Informationen:
Leitfaden zur Privaten Krankenversicherung mit allgemeinen Informationen
Wieder mal ein interssanter Artikel. Es ist wie mit den berühmten Reiseschnäppchen im Internet. Am Ende will die Frau doch eine schöne Massage, leckeres Candle-Light-Dinner und man ist bei 250 € statt 58 🙂
Allen eine schöne Woche
Irgendwie müssen die Leute, die krankenversichert sein müssen, ansonsten aber keinen Wert auf einen sinnvollen Versicherungsschutz legen, auch bedient werden. Schließlich wird kein vernünftiger Schutz sondern nur ein günstiger Preis versprochen. Und nirgends steht, daß die versprochenen “Vorteile” wie Chefarzt, freie Arztwahl usw. auch 100%ig erstattet werden.
Ohje, bin ich doch froh, daß ich mich lange genug mit dem Thema beschäftigt hatte, um meine eigene Unfähigkeit zu erkennen und Herrn Hennig zu engagieren.