Es ist momentan mal wieder überall nachzulesen und der ein oder andere Kunde sprach mich in den letzten Tagen auf eine Facebookanzeige an, welche eine Berufsunfähigkeitsversicherung schon “ab 9,99 EUR pro Monat” anbot.
Das passiert natürlich nicht nur bei Facebook, auch auf anderen Portalen oder bei der Suche bei google kommen solche Anzeigen. Da wird ein billiger Schutz versprochen und zudem sogar noch mit Testsiegen bei Finanztest geworben und sogar noch billiger als 9,99 EUR pro Monat.
Wer soll damit geködert erreicht werden?
Klar, der Kunde oder zumindest potentielle Kunde, welcher auf der Suche nach einem billigen Schutz ist und dabei auch noch einen angeblich hochwertigen Versicherer oder Testsieger sucht. So wird suggeriert, das eine Absicherung billig sein kann, dennoch aber bei Testsiegern mit Bestnoten zu bekommen ist und demnach wohl gut sein muss.
Zum Thema Finanztest und Tests in der Berufsunfähigkeit hatte ich bereits einen ausführlichen Artikel in der Vergangenheit geschrieben, diesen können Sie gern hier nachlesen: Finanztest und die Halbwahrheiten zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Muss ein guter/ hochwertiger BU Schutz teuer sein?
Natürlich ist nicht jeder Schutz der hochwertig ist, auch der teuerste im Test. Aber: Ein Versicherungsschutz kostet Geld, in der BU bei der richtigen Renrenhöhe den Versicherer sogar viel Geld und das über viele, viele Jahre. Ein heuet 30jähriger Versicherter, der aufgrund einer Erkrankung oder einen Unfalls seinen Beruf nicht mehr ausüben kann und laut Bedingungen dann berufsunfähig ist, kann schnell sechs- oder siebenstellige Beträge an Leistung erhalten.
Restlaufzeit 37 Jahre (versichert bis 67), Rente 2.000 EUR
Gesamtleitung bei BU bis zum Vertragsablauf: 12* 37* 2.000 EUR = 888.000 EUR
Das sind dann Leistungen, welche auch bei den Versicherern eine entsprechend sorgfältige und vor allem genaue Prüfung nach sich ziehen, denn nicht nur die schnelle Abwicklung des Leistungsfalls ist wichtig, auch die Abwehr unberechtigter Ansprüche. Nur so kann ein Unternehmen langfristig solide und sauber kalkulieren und ist auch in der Lage, die berechtigten Ansprüche zu erfüllen.
Worauf muss ich achten beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsabsicherung?
Zunächst einmal müssen grundsätzliche Fragen beantwortet und geklärt werden. Das geht nicht online, sondern erfordert das (Telefon-)gespräch mit einem Spezialisten. Dazu müssen viele kleine Dinge hinterfragt werden, um viele einzelne Punkte zu erläutern und vor allem die Auswirkungen einzelner Entscheidungen deutlich zu machen. Einige Fragen sind zum Beispiel:
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Wie definiert der Versicherer den Beruf und welche Änderungen ergeben sich gegenüber der gesetzlichen Definition?
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Welche Ereignisse sind auslösend und wie lange muss die Beeinträchtigung bestehen/ bestanden haben?
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Welche Behandlungen kann der Versicherer anordnen?
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Was passiert bei Berufswechseln mit dem Schutz, was wenn Sie (länger) Ausscheiden aus dem Beruf?
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Welche Bereiche oder Szenarien sind generell ausgeschlossen? (Krieg? Terror?)
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Was ist im Leistungsfall? Umorganisation möglich/ notwendig?
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Kann der Versicherer abstrakt oder konkret verweisen?
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Wann und wie lange erkennt er die Berufsunfähigkeit an? Kann er nachprüfen? Wann? Wie?
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Wie lange versichert man Sie? 67? 65? Unbegrenzt?
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Wollen Sie die Absicherung “solo” oder in Kombinantion mit einer Lebens-/ Rentenversicherung oder einer betrieblichen Altersvorsorge?
Erst wenn diese “Grundeinstellungen” vorgenommen sind, erst dann macht es Sinn sich weiter über Punkte wie die Einstufungen in unterschiedliche Berufsgruppen, die Ausgestaltung der Rentendauer und die richtige Rentenhöhe Gedanken zu machen.
Daneben spielen natürlich noch viele andere Fragen eine Rolle, wie insbesondere der Gesundheitszustand. Auch wenn ein Unternehmen den gewünschten Schutz nicht oder nur eingeschränkt (also mit Zuschlag oder Ausschluß) gewähren kann oder will, so muss das bei einem anderen Anbieter nicht so sein. Daher machen Sie sich zunächst zu den oben aufgeworfenen Fragen Gedanken, dann folgt das erste Gespräch und …. ein Schutz für 9,99 oder auch 15 EUR pro Monat kann eine solide Absicherung meist nicht sicherstellen- wie auch?!