In der Presse ist es ja so soft zu lesen. Die Menschen sind gegen alles Mögliche Versichert. Da geht es von Hausratversicherungen über Rechtsschutz, Lebens- und Unfallversicherungen und natürlich die Vollkasko für des Deutschen liebstes Kind- sein Auto.
Das Auto ist ja finanziert- daher muss es doch versichert sein- denn was ist wenn es kaputt ist und die Raten weiter laufen?
Richtig- aber was ist wenn die Raten nicht mehr gezahlt werden können, weil der Fahrer “kaputt” ist? Wo ist dann die Vollkasko für den Fahrer? Gibts nicht- was soll das denn sein? Eine Vollkasko für den Menschen?
Doch schon- denn die ist quasi die Absicherung gegen die Folgen bei Berufsunfähigkeit. Auf meine Frage an einen Interessenten von gestern wie denn seine BU Absicherung aussähe, erhielt ich folgende Antwort:
Berufsunfähigskeitsversicherung wollte mir einer von der XYZ Versicherung etwas verkaufen. allerdings hatte er mich nicht überzeugt, weil auch wenn ich aufgrund meines Bandscheibenvorfalles oder wie auch immer im Rollstuhl landen würde, ich immer zur Arbeit fahren könnte.
Das einzige manko wäre eine BU, daß ich nicht mehr am Bildschirm arbeiten könnte. Dann wäre ich doch Frührentner denke ich und bekomme auch dann eine Frührente, die sicherlich nicht so hoch ist wie jetzt mein Gehalt.
Diese Aussage zeugt von zwei Problemen:
1.) Der Berater (oder wer auch immer) hat es nicht verstanden dem Kunden sinnvoll und richtig zu erklären was eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit ausmacht
2.) Die Wichtigkeit der Absicherung ist nicht deutlich gemacht worden und auch die Frage “was bedeutet Berufsunfähigkeit” scheint nach wie vor unklar zu sein.
Dieser Interessent ist Hauptverdiener (nicht Allein- aber der mit dem höheren Einkommen), hat ein (finanziertes Haus) und seit nicht langer Zeit eine kleine Tochter. Das Darlehen ist mit einer Risikolebensversicherung gesichert, die Unfallversicherung wurde- weil “unnütz” gekündigt.
Was man als Berater alles nicht können muss um es hier an der vernünftigen Erklärung einer Absicherung mangeln zu lassen vermag ich nicht zu beurteilen. Geht mich ja auch nichts an und könnte mir egal sein. Nun habe ich aber ein sehr gutes Verhältnis zu diesem Kunden und möchte den nicht ins offene Messer laufen lassen, falls doch was passiert.
Die Ursachen zur Berufsunfähigkeit sind vielfältig. Dabei sind es nicht nur die organischen, sondern vielmehr auch die psychischen und psychosomatischen Gründe die eine solche B. hervorrufen.
Doch wer zahlt dann?
Der Staat? Nein- denn dieser kennt für die nach 1961 geborenen keine “Berufsunfähigkeit” mehr. Hierbei wird nur auf die verminderte Erwerbsfähigkeit (Quelle: §43 Sozialgesetzbuch VI)abgestellt und es wird geprüft ob überhaupt irgendeine Tätigkeit am Markt auszuführen ist. Dann stellt sich die Frage ob es noch 3-6 oder weniger als 6 Stunden geht. Ob ich einen Job bekomme, der meiner Qualifikation entspricht oder ich eben nichts mache/ machen kann ist dabei unerheblich.
Auch die Idee mit der Frührente kann hier nicht klappen. Warum? Die Altersrente kann zwar einige Jahre vor dem 67. Lebensjahr mit Abschlägen in Anspruch genommen werden, nur dieser Interessent ist gerade 41 Jahre alt. Wann will der denn in die Altersrente? Mit 45, 50, 55? Geht nicht!
Und auch das Argument “ich hab ja eine Vorerkrankung, die schließt die Versicherung ja eh aus” zählt hier nicht. Die Ursachen für eine Berufsunfähigkeit sind so vielfältig, dass ein begrenzter und sauber formulierter Ausschluss durchaus denkbar und machbar ist.
Natürlich sollte es nicht heißen: “Ausgeschlossen sind Erkrankungen der Wirbelsäule” sondern vielmehr “Ausgeschlossen sind Erkrankungen der Wirbelsäule. Nicht vom Ausschluß betroffen sind jedoch Unfälle, Erkrankungen mit knöchernen Verletzungen oder Tumore” oder so ähnlich.
Mehr zur Gestaltung der Ausschlüsse und Begrenzungen in einem der nächsten Beiträge.
Weiterführende Informationen:
Leitfaden für die Berufsunfähigkeit
Weitere Beiträge zur BU, Rentenhöhe, Laufzeiten, Ausgestaltung des Vertrages etc.