Im letzten Jahr gab es einen “Run” auf Berufsunfähigkeitsschutz. Auch die jetzt ist die Berufsunfähigkeit 2022 mit vereinfachten Gesundheitsfragen ein Thema. Beides hatte meines Erachtens mehrere Gründe. Einer war sicher die „Sau, welche durch das Dorf getrieben wurde“, die mit dem Namen Rechnungszins. Von 0.9 auf 0,25% sank der Rechnungszins in 2022 und damit wurde bei einigen die Absicherung allein dadurch teurer. Schon im letzten Jahr schieb ich dazu aber, dass es niemals der einzige Grund sein sollte, sich um die passende Absicherung zu kümmern.
Andererseits war es auch bei meinen Kunden und Anfragen zeitlich in vielen Fällen gar nicht mehr möglich. Auch wenn einige Vorteile für den Abschluss in 2021 auf der Hand lagen.
- Rechnungszinssenkung
- geringeres Eintrittsalter in 2021
- Gesundheitszustand
Nun sind sicher nicht alle Menschen direkt krank geworden in 2022, aber dennoch machen Vorerkrankungen bei der Antragstellung ein großes Problem aus. „Schnell einmal“ mit Omikron oder anderen Varianten infiziert und schon muss der Antrag einige Zeit zurückgestellt werden. Natürlich sind auch milde Verläufe und schnelle Genesungen im Antrag anzugeben. Die Gründe eins und zwei in meiner Liste, sind nun auch nicht weg zu diskutieren und nun einmal passiert.
Grund drei muss sich nicht negativ auswirken, sondern kann auch in 2022 noch (oder wieder) passen, je nachdem wie die Fragen gestellt sind.
Verbesserungen in Bedingungen, Berufsgruppen und Tarifen
Auch zum Jahreswechsel passiert keineswegs nur, was es teurer macht. Einige Bedingungen wurde bei den Unternehmen deutlich überarbeitet, es gibt weit mehr Berufsgruppen (was zumindest für einen Teil der Kunden eine positive Veränderung ist. Leider führen mehr Berufsgruppen auch dazu, dass sich Menschen, die eine BU dringend brauchen, diese noch weniger leisten können. Wie Sie dieses Problem als Eltern umgehen können, dazu später mehr.
Jetzt kann ich mich sicher hinsetzen und alle neuen Bedingungen hier einfügen. Das ist aber weder zielführend, noch ersetzt es eine Beratung. Zudem haben meine wunderbaren Kollegen Bierl bereits einen umfassenden Beitrag geschrieben, ich nutze den einmal mit, verlinke den gern hier und packe Ihnen nur die Eckdaten hier in den Beitrag.
Basler Berufsunfähigkeitsschutz – Änderungen 2022
- Nachversicherung auf bis zu 4.000 EUR (das ist spitze am Markt, wenngleich dieses allein kein Entscheidungskriterium ist, denn auch eine Zwei-Vertragslösung kann hier sinnvoll sein und helfen).
- Für Berufsgruppen mit Versorgungswerken wird hier nun erst bei 48.000 EUR oder mehr angerechnet. Auch das schafft mehr versicherbare Rente, gerade wenn das Versorgungswerk (zum Beispiel bei Rechtsanwälten, Steuerberatern, Architekten und auch Medizinern hier teils eigenwillige Klauseln haben kann)
- Verbesserungen bei der Schüler BU in allen Schulformen (verändert sich die schulische Laufbahn und ermöglicht eine bessere Einstufung, so kann diese auch später noch [prämienreduzierend] vereinbart werden
- dazu kommen noch Vereinfachungen bei dem Bezug einer EU Rente aus rein gesundheitlichen Gründen, Verbesserungen zur „Lebensstellung bei Azubis“ und ein höherer Schutz bei Schweren Krankheiten. Diesen- wie ihn zum Beispiel auch die Alte Leipziger hat- verbessert die Basler nun nochmals deutlich.
Nürnberger – Bedingungsverbesserungen schon in 2021
Mit der Einführung der neuen Berufsunfähigkeitsversicherung BU4Future, ging die Nürnberger in 2021 schon einen Schritt voraus. Schon die Verträge dort wurden mit 0,25% Rechnungszins kalkuliert, da erübrigte sich die Anpassung in 2022 gleich mit.
Veränderungen sind hier daher auch nicht wirklich vorhanden. Die bedingungsgemäße Option der ärztlichen Zeitmeinung von „Better Doc“ ist nett, spart somit auch die sonst anfallenden 2,30 EUR aber nun kein wirklich großer Wurf.
Nachhaltigkeit wird auch bei Versichern immer wichtiger und im Vergleich zu „nix tun“ ist alles ein Fortschritt. Ob der BU Versicherer nun einen Baum pflanzt oder an die Lebenshilfe spendet, kann und sollte aber kein Kriterium für oder gegen einen BU Anbieter sein. Einschlüsse wie Kapitalanlagen nach ESG Kriterien sind aber zweifelsfrei eine gute Sache.
Die Nürnberger hat noch etwas mit alten Lasten zu kämpfen. Vor Jahren verrufen als Versicherer der im Leistungsfall zäh, unflexibel und eher schwierig ist, hat sich das sicher deutlich verbessert. Dennoch trauen einige Kollegen und auch Kunden dem Unternehmen dennoch (zu Unrecht?) noch nicht so ganz.
Allianz – Verbesserungen in Berufsgruppen und damit günstiger (für einige)
Wie bereits angesprochen, bestimmen die Anzahl der Berufsgruppen die Prämie. Während einige Unternehmen auf individuelle Merkmale (wie zum Beispiel FairScore) setzen, führt die Allianz fünf neue Gruppen ein, so sind es im Tarif nun ganze 12. Während Ingeniere in der B1 landen und damit nicht besser eingestuft werden könnten, wird der Schutz für andere schwerer und unbezahlbarer. So wichtige Altenpfleger sind in der B11 und damit der zweitschlechtesten Gruppe. Nur Handwerker (zum Beispiel Maurer oder Dachdecker) sind noch schlechter dran und müssen sich mit der B12 zufrieden geben.
Entscheidend werden zukünftig Faktoren wie Tätigkeit, Personalverantwortung und Anteil im Büro, ebenso spielt der höchste Berufsabschluss eine tragende Rolle. Neu ist aber auch, der Nikotinkonsum beeinflusst deutlich die Prämie. Dazu findet sich nun eine entsprechende Frage im Antrag.
Haben Sie also 12 Monate nicht geraucht, gelten Sie als Nichtraucher. Alle Antragsteller ab dem 15. Lebensjahr müssen diese Frage nun auch mit beantworten. Ein garantiertes oder gar ein automatisches Wechselrecht in den Nichtrauchertarif sucht man dabei leider vergeblich. Wer dem Nikotin entsagt, muss ggf. einen neuen Antrag stellen und andere Nachteile in Kauf nehmen.
Interessant hier- wie die Kollegen Bierl schon schrieben- wird der Gewinnanteil erhöht. Wer also die Beitragsverrechnung wählt, hat nun einen geringeren Nettobeitrag und spart, solange dieser sich nicht erhöht.
HDI – mehr Rente ohne Untersuchung
Gerade gut verdienende Kunden haben ein Problem, eigentlich zwei. Eines ist die Nachversicherungsgarantie welche bei vielen Unternehmen schnell gedeckelt ist. Wer also schon bei 2.000 oder gar 2.500 EUR Monatsrente beginnt, der hat nicht mehr viele Optionen zur Erhöhung. Dabei lassen sich die Chancen mit der Lösung über zwei Verträge (hier genauer erklärt) verbessern.
Doch der HDI möchte hier einen kleinen Schritt nach vorn gehen. Nach Abstimmung mit dem Rückversicherer sind nun bis zu 3.000 EUR ohne eine ärztliche Untersuchung möglich. Auch wenn Sie gesund sind und „es doch kein Problem ist zum Arzt zu gehen“, sollten Sie mit solchen Untersuchungen vorsichtig sein.
Andere Änderungen sind beim HDI eher marginal. Nun sind auch weitere Medienberufe wie der SEO Manager oder Online-Marketing Manager in der Berufsunfähigkeitsversicherung aufgenommen. Auch die üblichen Sonderaktionen bei Medizinern und Ingenieuren hat der HDI nochmals verlängert.
Auch die BU Aktion mit vereinfachten Fragen für alle ist verlängert bis Juni, gilt aber nur, wenn eine Basisrente in der Kombi mit abgeschlossen wird. Das kann in seltenen Fällen passen, oft tut es das nicht.
Diese „steueroptimierte Berufsunfähigkeitsversicherung“ habe ich in einem anderen Artikel bereits ausführlicher beleuchtet.
Hier ist genau abzuwägen wie wichtig die vereinfachten Gesundheitsfragen wirklich sind und ob ein Schutz auch bei normalen Fragen gefunden werden kann. Natürlich steht im Fall der Fälle „Kombischutz“ gegen Ausschluss oder Zuschlag. Hier ist Beratung und eine anonyme Voranfrage dringend nötig, um die passende Lösung zu finden.
Entscheidend ist auch hier das genaue Lesen der Fragen. Auch wenn diese- für eine vereinfachte Gesundheitsprüfung- recht brauchbar sind, sind durchaus auch hier Angaben zu machen und genau mit der Krankenakte abzugleichen. Wie Sie an die Krankenakte kommen?
Krankenakte – so fordern Sie alle Dokumente an
LV v 1871 – Kosmetik und Marketing
Eines sei hier vorab gesagt. Die Lebensversicherung von 1871 ist schon immer ein sehr verlässlicher Partner bei der Absicherung der Berufsunfähigkeit. Auch und gerade bei SchülerInnen findet sich hier ein gutes Produkt, welches ab dem 10. Labensjahr abgeschlossen werden kann und auch sollte. Warum? Dazu in einem gesonderten Beitrag mehr.
Die Kosmetik in den Bedingungen ist nicht groß erwähnenswert. Wie meine Kollegen auch, halte ich das Versprechen
„Wir übernehmen die Kosten einer (Rechts-)beratung nach einer Ablehnung bis zu 500 EUR“ für einen gut gemeinten, aber eher schlecht umgesetzten Punkt. Eine Unterstützung mit einem Betrag während oder besser vor der Antragstellung wäre besser gewesen.
Auch ich mache die Abwicklung im Leistungsfall meiner Kunden nur sehr bedingt selbst. Klar gibt es glasklare Leistungsfälle, aber auch hier sind Vorarbeiten nötig und die wichtigen Schritte einzuhalten. Daher verweise ich hier in vielen Fällen auch direkt an die Spezialisten, wie zum Beispiel den BU Expertenservice oder Angela Baumeister. Warum? Weil es elementar wichtig ist und zudem den Leistungsantrag massiv beschleunigt, wenn Spezialisten beteiligt sind.
Ist der Leistungsfall einmal abgelehnt, nützen die 500 EUR zur Überprüfung recht wenig. Einen Leistungsfall nach Jahren erfolgreich abgeschlossen, den erzähle ich Ihnen in einem weiteren Beitrag in den kommenden Wochen.
Bayerische, Volkswohlbund und Universa – kleine und große Schritte
Nicht unerwähnt bleiben sollen hier anderen drei Unternehmen mit Veränderungen. Die Bayerische dienst als interessantes Produkt für Beamte, Lehrer und andere Berufsgruppen mit Dienstunfähigkeitsklausel. Hier ergeben sich zahlreiche Verbesserungen und Änderungen, welche ich aber hier nicht weiter kommentieren möchte. Der Grund ist einfach. Beamte und das dortige Dienstverhältnis sind sowohl in der Kranken- aber auch in der Berufs-/ Dienstunfähigkeit ein sehr spezielles Thema. Da ich ein großer Freund von Spezialisierung und „mach eines richtig, aber nicht alles ein bisschen“ bin, verweise ich Sie hier gern an meine spezialisierten Kollegen. Sowohl Thomas Schösser, aber auch mein Beihilfekollege in der PKV, Lars U. Harms, sind hier die richtigen Kontakte für Sie.
Bei dem Volkswohlbund, der nicht erst jetzt zu den Premiumanbietern gehört, wirkt sich das auch teilweise deutlich auf die Preise aus. Klar kann premium nicht billig sein, soll es auch gar nicht. Aber wenn die Unterschiede kleiner und die Preisdifferenzen größer werden, ist abzuwägen.
Daher taucht in vielen meiner Kundengruppen der BU Schutz des Volkswohlbund erst weiter hinten auf und es gibt zahlreiche sehr gute Alternativen davor.
Eine Sonderstellung nimmt die Universa ein. In den vergangenen Jahren sind diese leider, in der PKV und auch in der BU von „klein aber fein“ zu „leider nicht mehr marktfähig“ verschoben. Die Krankenversicherung nimmt hier noch eine besondere Stellung ein, in der BU Beratung kamen diese aus Leistungsgründen nicht mehr vor.
Das soll sich nun ändern. Wobei ich auch hier- wen wundert es- den Kollegen recht gebe. Veränderung wie:
- Verzicht von Umorganisation bei einigen Selbstständigen
- Verlängerung bei Änderung der Regelarbeitsgrenze
- Neue AU Klausel (3+3 statt 4+2 Monate arbeitsunfähig) und bis zu 36 Monate AU Leistung
- Verbesserte Nachversicherungen
- Einmalzahlungen, Wiedereingliederungshilfen
machen die Universa Berufsunfähigkeitsversicherung wieder etwas marktfähiger. Damit ist der Anschluss zumindest zu Teilen des Marktes wieder hergestellt und für Beamte ist die Einführung einer, nun echten, DU Klausel eine Option. (Auch hier wieder der Verweis auf meine beiden Kollegen)
Dennoch ist das Bedingungswerk nicht alles. Wenn die Annahme, Vorprüfung und Einschätzung nicht passt oder zu Ablehnungen führt, wo andere annehmen und lieber einen Zuschlag oder Ausschluss anbieten, dann nützt das alles nichts.
Dennoch werde ich die Universa in den nächsten Monaten sicher mit anfragen in meinen anonymen Ausschreibungen, wenn die Tarife sonst gut passen könnten. Dann kann ich mir auch ein eigenes Bild machen, ob sich die Annahme- und Einschätzungspolitik nun verbessert hat.
War das Warten auf 2022 nun gut?
Die Antwort ist ganz klar: Nein. Es ist nie gut (ganz wenige Fälle mit speziellen Gesundheitsthemen ausgenommen) den Abschluss vor sich hin zu schieben. Dennoch war es vielen einfach nicht möglich es noch in 2021 zu lösen.
Hier ist eine sorgfältigere Aufarbeitung der Gesundheitshistorie und die dann folgende anonyme Voranfrage viel wichtiger. Auch ein Gesundheitszustand kann sich- wie eingangs bereits erwähnt- jederzeit ändern. Daher warten Sie nicht, sondern machen Sie sich heute und jetzt Gedanken zur Absicherung Ihrer Arbeitskraft. Denn: OHNE EINKOMMEN IST ALLES NICHTS
So schön rosig sich jeder die eigene Zukunft ausmalen mag, so schön die Aussicht auf die Rente sein mag, Berufsunfähigkeit lässt diese Pläne platzen. Auch eine zu kleine Rente, damit kein Geld für weitere Vorsorge und immense Einschränkungen sprechen für einen passenden Schutz.
Und weil der Beitrag nun doch länger geworden ist, schauen wir uns das Thema Schüler-/ Kinder BU in einem der weiteren Beiträge einmal genauer an.
Bis dahin, finden Sie auf der folgenden Seite alle wichtigen Hinweise, den Ablauf und alle Details zu einer Beratung zur Berufsunfähigkeit.
Was hat sich denn bei der Universa-Krankenversicherung in den letzten Jahren zum Negativen verändert?
Die Tarife sind nicht mehr marktfähig und die Annahmepolitik ist, nun ja, fragwürdig stellenweise.
Nicht mehr marktfähig, weil sie zu teuer sind? Speziell bei den CLASSIC-Tarifen kann es wohl eher nicht an den mangelnden Leistungen liegen.
Nein, gerade eben nicht der Preis. Aber die Bedingungen, seit langem nicht angepasst an den veränderten Markt. Das ist aber bei dem Beitrag hier, in dem es um BU geht, eher nicht so richtig passend.
Wenn Sie individuelle Beratung benötigen, wenden Sie sich am besten an einen PKV Spezialisten, der kann dann auch besser individuell bewerten