UPDATE vom 18.03.2024
Das Bundeskartellamt hat heute in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass es gegen die Fusion keine Einwände hat und diese somit kartellrechtlich durchführbar ist.
Pressemitteilung hier abrufen
Es klingt wie ein Paukenschlag am Markt und ist am Ende doch durchaus die logische Fortsetzung der Strategien. Gerüchte gab es schon vor einigen Tagen, konkreter, dann gestern nach der Klärung und Information der Mitgliedervertreter und sonstigen Beteiligten. Nun sollen Barmenia und Gothaer fusionieren.
Vor knapp drei Jahren, im September 2019, verkündete die Barmenia Krankenversicherung eine Änderung der Rechtsform. Der neue Zusammenschluss soll, wenn es denn alles wie geplant abgeschlossen werden kann und kartellrechtliche Vorgaben erfüllt werden, den Namen »Barmenia Gothaer Finanzholding AG« heißen.
Vor wenigen Minuten ist die Meldung dann auch nicht mehr nur als Gerücht, sondern auch über die unternehmensinternen Presseverteiler gelaufen.
Was bedeutet so eine Fusion?
Die Barmenia und die Gothaer schließen damit gemeinsam in die zehn größten Playern am deutschen Versicherungsmarkt auf. Betrachten wir die reinen VVaGs, also die Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, so reicht es wohl sogar für einen Platz auf dem Treppchen der Top-Drei.
Die Fusion bedeutet, wie immer im Leben, sicher nicht nur Vorteile und keinesfalls ist auch alles einfach und eitel Sonnenschein. Klar ist aber, es gibt durchaus viele Vorteile aus Sicht beider Unternehmen. Während die Barmenia in den leistungsstarken Tarifen in der PKV weit führend ist, ist bei der Gothaer eher der mittlere und untere Leistungsbereich vertreten.
Erinnert Sie das an etwas? Also die Fusion in Bezug auf die Krankenversicherung? Das hatten wir schon einmal, also bei dem Zusammenschluss aus Deutscher Ring Krankenversicherung und der Signal Iduna, diese firmieren heute unter dem Namen Signal, mit der Marke „Deutscher Ring“.
Wie groß sind beide Krankenversicherer?
Nachdem ich mich vorwiegend mit der PKV und damit den Krankenversicherern beschäftige, schauen wir uns einmal die Zahlen dazu an.
Die Versichertenzahlen basieren auf den Geschäftsberichten 2021.
| Barmenia Krankenversicherung | Gothaer Krankenversicherung | |
|---|---|---|
| Anzahl der Versicherten | 1.404.704 Personen | 677.459 Personen |
| davon Vollversicherte | 299.581 Personen | 126.510 Personen |
| Prozentualer Anteil der Voll KV | 21,32 % | 18,67 % |
Barmenia und Gothaer fusionieren – was bedeutet es für Versicherte?
Zunächst einmal sprechen wir hier von einer Finanzholding, welche einen Zusammenschluss beider Unternehmen unter einem gemeinsamen Dach abbilden kann und soll.
Für Versicherte in beiden Unternehmen ändert sich derzeit nichts. Weder in den Tarifen, noch in der Ausgestaltung von Prämien oder der Abwicklung von Schäden und Leistungen.
Zukünftig kann und muss das Ziel sein, zum Beispiel in der Krankenversicherung, auch Wechselmöglichkeiten zu schaffen und einen Tarifwechsel nach 204 VVG langfristig auch über die (heute noch bestehenden) Unternehmensgrenzen hinweg zu ermöglichen.
Schon heute profitieren Versicherte aus den Häusern Signal und auch Deutscher Ring, oder als anderes Beispiel Mannheimer KV Versicherte bei der Continentale (wobei das etwas anders gelagert war) von mehr Tarifoptionen und Modellen.
Daher bleibt auch hier abzuwarten, wie sich die Tarife und Bestände entwickeln, wie konkret die Pläne in welchen Zeitabständen umgesetzt werden und ob sich unterschiedliche Stärken auf verschiedenen Gebieten bündeln lasssen.
Gerade in Zeiten steigender Kosten und auch fehlender Mitarbeiter in den Abteilungen, kann es durchaus sinnvolle Ergänzungen und Optionen geben.